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Jetzt Mitglied werden!NABU-Naturschutzgebiet Oberer Herrenteich
Langer Marsch zum Schutzgebiet
Der Herrenteich in Reinfeld, Kreis Stormarn, verdankt seine Entstehung den Zisterzienser-Mönchen, die im 12. Jahrhundert das Kloster „Reynevelde“ im Bereich der sumpfigen Niederungen der Heilsau gründeten. Die Heilsau entspringt in der Nähe des heutigen Stockelsdorf (Kreis Ostholstein) und mündet unterhalb Reinfelds in die Trave. Graf Adolf hatte diesen Zisterzienser-Orden 1186 beauftragt, diesen „Ort der Einsamkeit und des Schreckens“, so der Zeitzeuge Probst Sido aus Neumünster, urbar zu machen. Sie rodeten den Wald, legten kleinere Fischteiche an und verwendeten den Aushub, um den Damm für den Anstau der Heilsau zum Herrenteich zu verwenden.
Bis ins 16. Jahrhundert hinein lebten die Mönche im Kloster Reynevelde, das durch seine Land-, Forst- und vor allem Teichwirtschaft reich und mächtig geworden war. Die Reformation beendete das Wirken des Ordens, der die Landschaft durch die Anlage von über 60 Teichen stark verändert und geprägt hat. Auch heute noch dient der Herrenteich der Karpfenzucht und wird daher im Oktober eines jeden Jahres in Verbindung mit dem Karpfenfest der Stadt Reinfeld für 3 – 4 Wochen abgelassen. Lediglich die Heilsau schlängelt sich dann noch als dünnes Band durch die Fläche des Teichbodens.
Im November erreicht die Wasserfläche des rund zwei Kilometer langen, relativ schmalen Teiches dann wieder ihre volle Ausdehnung (rund 35 ha). Durch eine künstliche Verengung, den sogenannten Fischhuser Damm und die Fischhuser Brücke ist die Wasserfläche gegliedert in einen kleineren oberen und einen größeren unteren Bereich. Da der Herrenteich überwiegend von der Heilsau gespeist wird, ist seine Nährstoffsituation anhängig von der Nutzungssituation im Einzugsbereich des Baches (überwiegend Landwirtschaft) und den aus den Oberliegegemeinden stammenden Klärwerkseinleitungen. Er wird daher als polytroph eingestuft.
Das Naturschutzgebiet – eine fast unendliche Geschichte…
Der NABU Reinfeld-Nordstormarn wurde 1981, damals als Gruppe des Deutschen Bundes für Vogelschutz, vor allem vor dem Hintergrund geplanter Wassersportaktivitäten, drohender Ausbaggerung und Bebauung am Oberen Herrenteich gegründet. Seitdem engagieren sich die NABU-Mitglieder für den Schutz dieses wertvollen Lebensraumes. 1987 konnte der NABU ein 4,5 ha großes Grundstück, bestehend aus Erlenbruch, Feuchtwiesen, Knick und trockenem Magerland erwerben, renaturieren und aus der Nutzung nehmen. Die Entschlammung des Teiches konnte abgewendet und die sportliche Nutzung auf den unteren, größeren Teil des Teiches beschränkt werden. Bereits 1982 beantragte der NABU die Ausweisung des Oberen Herrenteiches als Naturschutzgebiet. Die behördlichen Mühlen arbeiteten in diesem Fall jedoch sehr langsam und erst 1999 erfolgte die Ausweisung des „Oberen Herrenteiches“ mit seiner Umgebung als Naturschutzgebiet. Im Jahr 2000 übertrug das Land Schleswig-Holstein dem NABU die Betreuung des 70 ha umfassenden Gebietes.
Ein Mosaik aus Lebensräumen
Zum NSG „Oberer Herrenteich“ gehören neben der großen Wasserfläche die sich daran anschließenden Röhrichtgebiete sowie Weidensümpfe, Erlenbruchwälder, Feuchtwiesen und trockene Hügel. Als sehr vorteilhaft erwies sich 1999 der Rückbau eines Schöpfwerkes und diverser Entwässerungsgräben durch den Gewässerpflegeverband Heilsau.
40 Jahre lang war der Niedermoorkörper entwässert worden, nun können Hochwasserereignisse wieder natürlich einwirken. Das abwechslungsreiche Mosaik aus Biotopen im Naturschutzgebiet bietet außergewöhnliche Lebensräume für zahlreiche, zum Teil in Schleswig-Holstein seltene Tiere und Pflanzen. Das Naturschutzgebiet ist nicht durch Wege erschlossen. In der Vielfalt und der Unzugänglichkeit besteht daher die besondere Bedeutung dieses mit 70 ha vergleichsweise kleinen Schutzgebietes.
Vorliebe für nasse Füße
In den großen, nassen Verlandungsbereichen finden sich viele schützenswerte Pflanzenarten der Feuchtlebensräume, wie z. B. Königsfarn, Sumpfdreizack, Fieberklee oder Orchideen wie das Zweiblatt und das Breitblättrige Knabenkraut. Charakteristisch ist die ausgedehnte Schilffläche, welche große Teile des Naturschutzgebietes einnimmt. Als „Pflanzenklärwerk“ trägt sie zur Nährstoffreduzierung im Herrenteich bei. Auffällig sind im Frühsommer die großflächig blühenden Seerosen. Ihre breiten Schwimmblätter bieten Kleinfischen und einer Vielzahl verschiedener Insektenarten Unterschlupf. Im Mai fällt auf den Feuchtwiesen besonders die kräftig gelbblühende Sumpfdotterblume auf. Weiden und Schwarzerlen prägen die Waldbereiche des Gebietes, die forstlich ungenutzt sind.
Paradies für Vögel
Besonders augenfällig und abwechslungsreich ist die Vogelwelt des Herrenteiches im Jahresverlauf. Schilf bewohnende Arten wie Rohrsänger, Rohrammer, Wasserralle oder Tüpfelralle sind natürlich häufiger zu hören als zu sehen. Auffälliger sind da schon die verschiedenen Wasservögel, für die der Obere Herrenteich das gesamte Jahr über als Nahrungs-, Brut-, Mauser-, Rast- und Überwinterungsgebiet eine überregionale Bedeutung hat.
Neben den bekannten Arten wie Stockente oder Bläßralle kommen hier je nach Jahreszeit Krickente, Schnatter-, Reiher-, Tafel- und Schellente vor. Seltener sind Löffel-, Pfeif-, Knäk- und Spießente zu beobachten. Mit etwas Glück lassen sich auch Seeadler und Eisvogel als Nahrungsgäste sehen. Graureiher sind mit einer Brutkolonie am Herrenteich beheimatet. Im Winter sind die nordischen Gäste wie Gänsesäger und Zwergsäger das Bild bestimmend, solange der Herrenteich nicht zugefroren ist. Gelegentlich sind Singschwäne zu beobachten. Auf dem unteren Teil des Herrenteiches sind vor allem Vogelarten wie Stockenten, Bläßrallen und Haubentaucher zu beobachten, die mit der intensiven Freizeit- und Erholungsnutzung auf dem ufernahen Rundweg um den Unteren Herrenteich zurechtkommen.
Der Weg ins Schutzgebiet
Reiherente und Ruderboot – alle auf einem Teich?
Bezüglich der Vereinbarkeit von Naturschutz sowie Freizeit- und Erholungsnutzung bietet der Herrenteich optimale Bedingungen. Das Naturschutzgebiet „Oberer Herrenteich“ ist nicht durch Wege erschlossen, das Befahren mit Booten ist nicht erlaubt, so dass es dort keine Konflikte gibt. Der untere Teil des Herrenteiches steht der Bevölkerung für die Erholungsnutzung (Rundweg, Badestelle, Ruderclub) zur Verfügung. Von der Brücke Fischhuser Damm hat man einen herrlichen Blick in das Naturschutzgebiet hinein und so wird dieser Punkt vom NABU Reinfeld-Nordstormarn für seine Öffentlickeitsarbeit gerne genutzt. Exkursionen mit den Schwerpunkten Wasservogelwelt und Fledermäuse gehören ebenso zum Programm wie Ferienpassaktionen, bei denen z.B. Naturralleys angeboten werden. Die im Winterhalbjahr stattfindenden regelmäßigen Wasservogelzählungen werden in die Öffentlichkeitsarbeit einbezogen. Darüber hinaus hat der NABU 2005 gemeinsam mit der örtlichen Jägerschaft und der Stadt Reinfeld außerhalb des sensiblen Naturschutzgebietes einen zum Teil interaktiven Naturerlebnispfad angelegt, dessen Einrichtung durch die BINGO! Umweltlotterie und weitere Sponsoren gefördert wurde. Er führt entlang des Wanderweges um den unteren Teil des Herrenteiches und lässt die Besucher an 16 Stationen vieles zur Natur am und im Teich erfahren. Die Reinfelder Bevölkerung liebt und schätzt „ihren“ Herrenteich daher ebenso wie das Naturschutzgebiet.
Weitere Informationen
Schutzgebietsverordnung