Beweidung im NSG Wennebeker Moor und Wennebek-Niederung - Foto: Dr. Kuno Brehm
Wennebeker Moor und Wennebek-Niederung
Größtes Schlammseggen-Vorkommen in Schleswig-Holstein
Der Blick ins SchutzgebietDas Naturschutzgebiet liegt im Kreis Rendsburg-Eckernförde, etwa 15 km nordwestlich von Neumünster, an der L 298 zwischen Nortorf und Langwedel, unmittelbar westlich der A 7. Es ist geteilt in zwei durch die L 298 getrennten Flächen. Im Süden ist ein Teil des Standortübungsplatzes Langwedel einbezogen. Die Stiftung Naturschutz ist Eigentümerin von Teilflächen des Schutzgebietes. Das Betreten des Gebietes ist nicht gestattet.
Von Moorbirken und Pfeifengras
Die Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume
Das 117 ha große Naturschutzgebiet ist geprägt durch die Vielfalt unterschiedlicher Landschaftselemente. Den Hauptteil stellt die Wennebek-Niederung mit Feuchtwiesen und Seggensümpfen dar. Die Höhenrücken sind von Gras, Heide, Besenginster, Gehölzen und Gebüschen bewachsene, ehemalige Heiden. Überall breitet sich die Späte Traubenkirsche aus, dazu gibt es im Nordteil Fichtenplantagen. In einem Talkessel liegt das Wennebeker Moor mit dem größten Schlammseggen-Vorkommen Schleswig-Holsteins. Im Gebiet verstreut finden sich mehrere künstlich angelegte Kleingewässer.
Die Heiden
Die sandigen Kuppen des NSG sind, soweit sie nicht landwirtschaftlich genutzt werden, überalterte und damit vergraste Heideflächen. Den Hauptbestandteil bildet die Drahtschmiele und in Teilbereichen das Pfeifengras. Hinzu kommen Sand- und Moorbirken, Stieleichen, Zitterpappeln, Faulbaum, Weiden, Kiefern und Fichten, sowie Besenginster und Adlerfarn. Die ursprünglich hier verbreitete Besenheide trat um 1990 nur noch in winzigen Resten auf.
An einigen Stellen gibt es noch Anklänge von Sandtrockenrasen mit dem Sandglöckchen und dem Silbergras. Zur Erhaltung der Flora und Fauna der Heiden und Trockenrasen sind inzwischen Pflegemaßnahmen eingeleitet worden. Über mehrere Jahre hinweg hat hier eine Herde von Romanoff-Schafen geweidet; zudem hat die Standortverwaltung die großen ebenen Flächen einmal jährlich gemulcht - ohne das Mähgut abzufahren. Nach einem neuen Beweidungsplan wird das Gebiet nunmehr zweimal jährlich von einer großen Moorschnucken-Wanderherde überweidet.
Erste Erfolge der Beweidung zeigen sich bereits: Die Drahtschmiele wird zurückgebissen, die Besenheide und das Borstgras breiten sich wieder mehr aus und die Gebüsche werden geringfügig eingedämmt. Eine Probefläche von etwa zwei ha Größe wurde vor einigen Jahren maschinell geplaggt. Das Bodenmaterial wurde abtransportiert. Auf der Fläche sind inzwischen Besenheide und Besenginster aufgewachsen. Hier kann nur ein Winter mit starkem Kahlfrost den Ginster zurückdrängen.
In die Heiden, Grasflächen und Magerrasen, selbst in die Pfeifengrasflächen dringt ständig die aus Nordamerika eingeschleppte, in Norddeutschland als Windschutzgehölz angepflanzte Spätblühende Traubenkirsche sehr massiv ein. In Teilbereichen des NSG waren in den 1980er Jahren bereits Bäume aufgewachsen. Um 1990 wurde dann eine partielle Bekämpfung der Traubenkirsche eingeleitet.
Die Bäume wurden gefällt oder durch Ringeln zum Absterben gebracht. Das Starkholz wurde in der Regel herausgeschleppt, das Geäst nach einem Jahr geschreddert. Die Gebüsche, der Stockausschlag und der ständig neu aufkommende Jungwuchs werden mit dem Freischneider ausgemäht. Um die Traubenkirsche nachhaltig zu schädigen, muss eine Fläche über mehrere Jahre hinweg mehrmals im Jahr behandelt werden.
Gehölze und Gebüsche
Die Übergänge von offenem Grasland zu waldähnlichen Beständen sind fließend, es breiten sich Brombeer-, Traubenkirschen-, Birken-, Eichen- und Weidengebüsche aus. Stellenweise bestehen bereits waldähnliche Verdichtungen der Stieleiche und der Sandbirke. Diese Gehölze ähneln noch am ehesten der potentiellen natürlichen Vegetation der Sandböden.
Mehrere Parzellen sind mit älteren Fichtenaufforstungen bestockt. Hier tritt die Spätblühende Traubenkirsche sehr stark im Unterholz in Erscheinung, ihre Bekämpfung ist außerordentlich schwierig.
Zu den Fremdlingen gehört auch eine etwa einen Hektar große Anpflanzung von Roteichen. Langfristig sollten alle Gehölze des NSG zu heimischen, naturnahen Waldformen umgebaut werden.
Außer den flächenhaften Gehölzen stehen noch viele linienhafte Strukturen in Gestalt durchgewachsener Knicks, als Saum entlang den Gewässerufern oder an Parzellengrenzen. Auf einigen Knicks stehen Rotbuchen, die allerdings entgegen dem Sinn der Knickpflege sehr stark überaltert sind.
Auf den sandigen Kuppen finden sich Gehölzstreifen aus Stieleiche, Haselnuß, Spätblühender Traubenkirsche, Rotbuche, Sandbirke oder Weißbuche. Grabenufer sind vorwiegend von Schwarzerlen gesäumt.
Das Moor
Südlich der Straße Langwedel-Nortorf liegen zwei Moorkessel mit unterschiedlicher Vegetation. Das etwa fünf ha große Wennebeker Moor ist durch eine Reihe von Verlandungs-, Nieder- und Hochmoorgesellschaften gekennzeichnet.
Auf engem Raum sind hier allein 15 Torfmoosarten zu finden. In den offenen Wasserflächen treten der Gemeine und der Kleine Wasserschlauch auf.
Schmalblättriges und Scheidiges Wollgras blühen reichlich, und auf Torfmoospolstern wachsen Rundblättriger und Mittlerer Sonnentau, Krähenbeere, Glockenheide und Moosbeere.
An einigen Schlenken steht auch das seltene Weiße Schnabelried.
In keinem anderen Moor Schleswig-Holsteins findet sich die Schlammsegge in vergleichbarer Vitalität wie im Wennebeker Moor. Daneben hat sich der Fieberklee gemeinsam mit dem Krallenmoos ausgebreitet.
Sehr vital treten auch die Faden-, Wiesen- und die Steifsegge sowie Schilf, Rohrkolben und Sumpfreitgras auf. Ohrweidengebüsche haben sich breitgemacht. Das Moor erreicht etwa zwei Meter Mächtigkeit, es ist entwässert und abgegraben worden.
Seit etwa 1960 starben die hier aufgewachsenen Kiefern durch Anstieg des Wasserspiegels ab. Ihre Baumreste markieren noch heute diesen jüngsten Abschnitt der Moorregeneration.
Die Niederungen
Die Wennebek-Niederung wurde früher als Grünland genutzt, heute liegen viele Flächen brach. In Teilen hat die intensive Nutzung als Weide und Mähweide zu weitgehend irreversibler Bodenverdichtung, Torfzersetzung und Eutrophierung geführt. Stellenweise ist das Artengefüge sehr verarmt.
Von Hangflächen aus ist die Nährstofffracht ins Grundwasser oder in die unterhalb liegenden Feuchtflächen gesickert. So konnte sich die Flatterbinse ausbreiten. In den Feuchtwiesen-Brachen blüht noch vereinzelt die Sumpfdotterblume.
Ein Teil der Brachflächen ist inzwischen von der Sumpfsegge eingenommen worden, die durch ihren üppigen Wuchs andere Arten, wie Helmkraut, Schwertlilie, Wasserminze, Sumpfveilchen, Sumpfkratzdistel, Wassernabel, Bachnelkwurz und das Breitblättrige Knabenkraut unterdrückt.
Diese Seggenwiesen gehen langfristig in Erlenbruchwälder über. An einigen Stellen ragen üppige Horste der Rispensegge aus der Wiese. Kleinflächig ist der Sumpfhaarstrang mit der zugehörigen artenreichen Kraut- und Moosschicht vertreten. Auch diese Wiesen werden ohne eine geeignete Pflege allmählich in Erlenwälder übergehen.
Vogelwelt
Zu den Brutvogelarten der Gehölze und Gebüsche zählen u. a. Mäusebussard, Ringeltaube, Buntspecht, Kohl-, Blau-, Tannen-, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeise, Amsel, Sing- und Misteldrossel, Fitis, Zilpzalp, Rotkehlchen, Zaunkönig, Braunelle, Eichelhäher und Rabenkrähe. In den offeneren Bereichen mit Gehölzreihen brüten Baumpieper, Goldammer und Neuntöter. Während des Winters halten sich gerne Turmfalke, Habicht, Sperber, Raubwürger und Kolkrabe im Gebiet auf.
Brutvögel der Grünlandbrachen sind Bekassine, Rohrammer, Feldschwirl, Kuckuck und Braunkehlchen. Gelegentlich meldet sich ein Wachtelkönig aus den Wiesen. Auf Weideflächen brüten einzelne Kiebitzpaare.
In den Moorbereichen und Röhrichten haben Teichrohrsänger, Wasserralle, Graugans, Stock- und Krickente gebrütet, die Ufer der Wennebek bieten der Reiherente und der Stockente Brutmöglichkeiten, leider werden die Uferstreifen jedoch teilweise während der Brutzeit gemäht.
Graureiher trifft man während des ganzen Jahres an der Wennebek und auf den Wiesen an; in der Nachbarschaft besteht eine kleine Brutkolonie.
Amphibien und Reptilien
Erdkröte, Moorfrosch, Grasfrosch und Wasserfrosch, sowie Bergeidechse, Blindschleiche, Ringelnatter und Kreuzotter kommen im Gebiet vor.
KBr, ILu, akt. 28. Januar 2019