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Jetzt Mitglied werden!NABU-Naturschutzgebiet ''Löwenstedter Sandberge''
Einzigartige Bärentraubenheide Schleswig-Holsteins
Langer Einsatz zahlt sich aus
Nach 28 Jahren intensiver Pflege der Heide bei gleichzeitiger Bekämpfung der Spätblühenden Traubenkirsche bietet das Gebiet heute außer den schönen, vielgestaltigen Wacholdern ein farbiges Mosaik von Krähenbeerheide, Besenheide und Pfeifengras auf den Kuppen, sowie Pfeifengras, Wollgras, Gagelstrauch und Einzelbirken im östlichen Moorteil.
Die Heiden
Das NSG Löwenstedter Sandberge wird von den unterschiedlichen Wuchsformen des Wacholders geprägt. Sie stehen verstreut oder in kleinen Gruppen in den unterschiedlichen Heide- und Graslandtypen auf. Die Besenheide überzieht die Kuppen im August und September mit einem rosafarbenen Schleier. Sie war 1977 durch Überalterung fast gänzlich verschwunden; danach wurde sie bis 1986 im Südteil des NSG durch zeitweise Beweidung mit Heidschnucken gefördert. Im Nordteil wurden Teilflächen mit dem Balkenmäher oder Schlegelmäher gemäht, nach 1991 wurde auf Probeflächen maschinell geplaggt. Während der letzten Jahre wurde die Heide in großen Bereichen mit dem Freischneider gemäht und dadurch zur Verjüngung angeregt. Hinzu kommt eine regelmäßige Überweidung mit einer Moorschnucken-Wanderherde. Im Sommer 2004 wurde erstmalig eine kleine Probefläche gebrannt. Alle Maßnahmen führten zu einer Neuausbreitung der Besenheide. Besonders üppig zeigte sich die Heideblüte im Spätsommer 2004.
Wenn die Besenheide über Jahrzehnte nicht gepflegt wird, kann sie durch die Krähenbeere ersetzt werden. Ihre Blüten sind unauffällig, ihre Blütezeit liegt im frühen Frühjahr, wenn die Polster bräunlich gefärbt aus dem Winter kommen. Zum Sommer hin färben sich die Blätter grün, und im Sommer bietet die Krähenbeere ihre blauschwarzen Beerenfrüchte den Ringeltauben und Sturmmöwen als Nahrung und zur Verbreitung an. Die Krähenbeere verträgt eine Mahd schlecht und wird daher bei den Pflegearbeiten meistens unbeeinflusst gelassen.
Das Vorkommen der Bärentraube war einer der Anlässe für die Unter-Schutz-Stellung des Gebietes. Ihre Triebe kriechen auf vegetationslosem Sandboden, können sich gegen andere Heidearten, insbesondere aber gegen Gräser, nicht behaupten. Um diese Art zu fördern, müssen immer wieder vegetationslose Bereiche geschaffen werden, die gerade auch für die Eiablage der Zauneidechse überlebenswichtig sind. Da das Naturschutzgebiet über vierzig Jahre lang nicht in geeigneter Weise gepflegt worden ist, war die Bärentraube nahezu ausgerottet. Inzwischen haben sich wieder mehrere Polster gebildet; in einem dieser Polster hat die Bärentraube im Jahre 2004 auch geblüht und Früchte gebildet.
Die Glockenheide tritt verstreut in staufeuchten Senken und in verlandenden Torfstichen auf. Weit verbreitet ist das Pfeifengras, das von September bis Mai bei Sonnenschein in schönen Gelbtönen leuchtet. Es profitiert von den Stickstoff-Immissionen aus der Luft, so daß allgemein mit einer hohen Vitalität dieses Grases zu rechnen ist. Es lässt sich nur durch mehrmalige Mahd zurückdrängen. In Teilbereichen der Heide hat sich die Drahtschmiele ausgebreitet; ihre Polster verdicken sich im Laufe der Jahrzehnte und geben ähnlich wie das Pfeifengras den lichtbedürftigen Zwergstrauch-Heiden keine Chance aufzuwachsen. Kleinflächig sind Rasen von Schafschwingel und Borstgras eingestreut. Während der Zeit der Beweidung mit Heidschnucken sind die Gräser zurückgedrängt worden, danach hat ihr Anteil wieder zugenommen, ganz besonders im Schattenbereich der benachbarten Fichtenplantagen.
Im Südteil des Gebietes stehen zahlreiche Zitterpappeln, die in ihrer krüppelwüchsigen Form gerne von Käfern und Schmetterlingsraupen als Nahrung genutzt werden. Die Kriechweide bietet im Frühjahr den Bienen und Hummeln nach der Überwinterung die erste Nahrungsquelle. Weit verbreitete Begleitarten sind die Rundblättrige Glockenblume, die Niedrige Schwarzwurzel, der Dreizahn, das Harzlabkraut, die Hirsesegge und die Pillensegge. Als floristische Kostbarkeiten treten in der Heide Keulenbärlapp, Mondraute, Kreuzblume, Arnika, Katzenpfötchen, Geflecktes Knabenkraut, Weiße Waldhyazinthe, Lungenenzian, Salomonssiegel, Englischer und Behaarter Ginster, Sandglöckchen, Teufelsabbiß u.a. auf.
In die Bestände der Drahtschmiele und des Strauß- und Pfeifengrases dringt zusätzlich die aus Nordamerika eingeschleppte, in Norddeutschland als Windschutzgehölz angepflanzte Späte Traubenkirsche sehr massiv ein.
Das Moor
In den moorigen Teilen des NSG wuchs früher viel Besenheide, diese ist jedoch im Laufe der Jahrzehnte dem Pfeifengras gewichen, das heute hier vorherrscht. Eingestreut sind Gebüsche des Gagelstrauches und der Ohrweide. Weithin fallen die hohen Birken auf, die dem östlichen Teil das Gepräge geben. Sie werden hier nicht bekämpft, so wie dieses in anderen Hochmoorresten z.T. durchgeführt wird.
In den nassen Torfstichen wachsen je nach Nährstoffbedingungen Schwingrasen aus Torfmoosen und Schmalblättrigem Wollgras, Moosbeere, Schnabelsegge, Bachnelkwurz, Wassernabel, Moorlilie, Kleiner Wasserschlauch und Lungenenzian. In der Westecke des Gebietes wurde 1986 ein Tümpel gebaggert, in dem sich das seltene Knöterich-Laichkraut ausgebreitet hat und dessen Uferlinie vom Mittleren und Rundblättrigen Sonnentau gesäumt wird.
Die Magerrasen
Einige ehemalige Sandentnahmestellen und der Bahndamm werden von Magerrasen gekennzeichnet. Die Wegraine bilden durch ihren jahreszeitlich wechselnden Aspekt nicht nur eine farbliche Bereicherung des Landschaftsbildes, sondern sie stellen auch wichtige Nektarquellen für Insekten dar. Zu den typischen Blumen gehören das Tüpfel-Johanniskraut, die Schafgarbe, der Mauerpfeffer, die Rundblättrige Glockenblume, der Rainfarn und der Hasenklee. Zu den floristischen Besonderheiten zählen die Frühe Haferschmiele und die Nelkenschmiele, das Kleine Filzkraut, das Scharfe Berufkraut, das Englische Fingerkraut und der Fingersteinbrech.
Die Tierwelt
Brandgänse besuchen zur Brutzeit regelmäßig die Kaninchenbauten, Stockenten brüten gelegentlich an den Torfstichen. Mäusebussarde und Turmfalken gehören zu den steten Nahrungsgästen, Habicht und Sperber kommen auf ihren Streifzügen vorbei, Kornweihen überfliegen die Heide während der Wintermonate. Zur Winterzeit verbringen Sumpfohreulen den Tag gerne in ihren Sassen in den Grasbulten. Seit einigen Jahren hat sich der Uhu im Bereich der Löwenstedter Sandberge angesiedelt und gibt sich anhand von Rupfungen zu erkennen (z.B. Mäusebussard, Schleiereule, Igel). Regelmäßig treten Rebhühner in der Heide auf, Bekassinen sind regelmäßig anzutreffen, die Waldschnepfe kommt zur Zugzeit vor. Ringeltauben brüten in dichten Wacholderbüschen und fallen zur Beerenlese in der Krähenbeerheide ein. Im Frühjahr hält sich der Kuckuck gerne in der Heide auf, um sich von den aus dem Winterversteck gekrochenen Raupen des Brombeerspinners und der Grasglucke zu ernähren.
Feldlerchen trifft man sowohl zur Brut- als auch zur Zugzeit an, im Spätsommer geben Trupps von Rauchschwalben ihr Stelldichein auf der Freileitung am Bahndamm. Fitis, Zilpzalp und Baumpieper sind die Charaktervögel des Gebietes. Jahrweise brüten auch Braunkehlchen am NSG; Klappergrasmücke, Zaunkönig und Grünlinge brüten gelegentlich in den Wacholderbüschen. Der Neuntöter ist regelmäßig Brutvogel, im Winter ist gelegentlich der Raubwürger anzutreffen. Am Tümpel gehen gerne Limikolen, wie Wald- und Bruchwasserläufer, Bekassinen und Flussuferläufer nieder, auch Krickenten und Bachstelzen halten sich hier auf.
Der Buchfink brütet in den großen Birken, der Kernbeißer in den Bäumen der Spätblühenden Traubenkirsche, die Goldammer entlang dem Bahndamm, und die Rohrammer im moorigen Bereich. Unter den Reptilien kann man die Mooreidechse am ehesten, seltener die Zauneidechse, die Blindschleiche und die Kreuzotter sehen.
Oft findet man die Raupen des Brombeerspinners, der Grasglucke, seltener die des Gabelschwanzes, des Pappelschwärmers und des Abendpfauenauges. Die witterungsbeständigen Kokons des Kleinen Nachtpfauenauges liegen am Erdboden. Auf Wildwechseln sieht man die kreisrunden Löcher der Sandlaufkäferlarven. Der Stierkäfer hatte seine gute Zeit während der Jahre der Beweidung mit Heidschnucken.
An Zitterpappeln ernähren sich der Große Pappelblattkäfer und der Kleine Pappelbock, an der Kriechweide leben ebenfalls Blattkäfer sowie der Weberbock.
In der Heide finden sich viele Bauten der Roten Waldameise in der für sonnengewärmte Flächen typischen flachen Bauweise. Am Tümpel fliegen die Gemeine Binsenjungfer, die Becher-Azurjungfer, die Braune Mosaikjungfer, der Plattbauch, die Schwarze und die Gefleckte Heidelibelle. In der spätsommerlich warmen Heide singen etliche Heuschreckenarten. In die Heiden, Grasflächen und Magerrasen, selbst in die Pfeifengrasflächen dringt ständig die aus Nordamerika eingeschleppte, in Norddeutschland als Windschutzgehölz angepflanzte Spätblühende Traubenkirsche sehr massiv ein. Teilweise waren in den 1980er Jahren im Naturschutzgebiet bereits Bäume aufgewachsen. Um 1990 wurde dann eine intensive Bekämpfung der Traubenkirsche eingeleitet. Die Bäume wurden mit Kettensägen gefällt, das Starkholz wurde in der Regel herausgeschleppt, das Geäst nach einem Jahr mit dem Freischneider zerhäckselt. Die Gebüsche, der Stockausschlag und der ständig neu aufkommende Jungwuchs wurden mit dem Freischneider ausgemäht.
Um die Traubenkirsche nachhaltig zu schädigen, muss eine Fläche über mehrere Jahre hinweg mehrmals im Jahr gemäht werden.
Inzwischen ist das eigentliche Naturschutzgebiet nebst seinen Rändern auf dem 5-%-Level, d.h. so gut wie Traubenkirsche-frei. Da auch benachbarte Grasflächen von der Traubenkirsche erobert waren, wurden diese seit 2003 in die Bekämpfung mit einbezogen. Ab dem Jahr 2010 soll auch hier ein Gleichgewicht auf dem 5 %-Level erreicht sein.
Lage
Das 15,6 ha große Gebiet befindet sich im Kreis Nordfriesland, zwischen Husum und Flensburg, zwei Kilometer nordwestlich des Dorfes Löwenstedt, in zwei durch einen ehemaligen Bahndamm getrennten Flächen gelegen. Das Gebiet darf nicht betreten werden.
Gesetzlicher Schutz
Das Gebiet ist geschützt durch die Naturschutzverordnung vom 10. Juli 1939.
Der Blick ins Schutzgebiet
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Der NABU gibt regelmäßig neue Faltblätter und Broschüren heraus. Die Flyer informieren u. a. über Wissenswertes rund um die wertvollen Bestandteile des schleswig-holsteinischen Naturerbes und andere Naturschutzthemen. Mehr →