Lebensräume für bedrohte Falter schaffen
NABU sucht Mitstreiter zum Schutz unserer Schmetterlinge
Es entsteht fast der Eindruck: Je seltener unsere einheimischen Schmetterlinge werden, desto mehr Menschen interessieren sich für sie und engagieren sich auch tatkräftig für ihren Erhalt. Das haben die Falter leider auch bitter nötig. Ihr Verschwinden steht in einer Linie mit dem vieler weiterer Insektenordnungen, vor allem den für die Bestäubung unserer Nutzpflanzen so unentbehrlichen Wildbienenarten. Alle sind sie rar geworden, die Mehrzahl der Falterarten ist bereits vielerorts in Deutschland ausgestorben oder steht unmittelbar davor und ein Ende des Rückgangs ist leider nicht in Sicht. In Schleswig-Holstein sind es sogar 80 Prozent aller Tagfalterarten. Dabei sind unsere farbenfrohen Tagfalter ausgesprochene Sympathieträger; fast jeder liebt sie. Sobald sich in der warmen Jahreszeit ein paar Sonnenstrahlen zeigen, gaukeln sie los und besuchen Blüten, um an ihnen Nektar zu saugen. Und immer häufiger hört man Aussagen wie: „Man sieht ja kaum noch Schmetterlinge ...“ Darauf lautet die angemessene Antwort: „Und wann haben Sie zuletzt eine bunt-blühende Wiese gesehen?“ Sie ist in unserer Landschaft, die von Intensivlandwirtschaft mit Pestiziteinsatz, Überdüngung und Monokultur geprägt ist, leider genauso selten geworden. Die Insekten und mit ihnen viele andere Tierarten wie Singvögel, Reptilien oder Fledermäuse stehen vor allem deshalb auf den Roten Listen der bedrohten Arten.
Selbst aktiv werden statt: „Es muss endlich mal etwas passieren …“
Was also tun? Warten, dass die Europäische Kommission die Subventionsvergabe für die Landwirtschaft zugunsten nachhaltiger und umweltfreundlicher Bewirtschaftung ändert? Selbst aktiv werden statt: „Es muss endlich mal etwas passieren …“ Eine Gruppe naturliebender GartenbesitzerInnen hat sich in der Umgebung von Eckernförde zusammengefunden, um selbst etwas zu tun, um den Faltern sofort zu helfen. Wenn die gerade in Schleswig-Holstein landwirtschaftlich sehr intensiv genutzte und weitgehend ausgeräumte Landschaft ihnen nicht mehr ausreichend Blühpflanzen und geeignete Lebensräume mit Raupenfutterpflanzen bietet, dann sollten – und sei es auch zunächst in kleinem Rahmen – Ersatzbiotope im dörflichen und städtischen Siedlungsraum geschaffen werden. Und genau das tut die stetig wachsende Eckernförder Gruppe im eigenen Garten. Dieser muss dabei gar nicht komplett zum „Naturgarten“ umgestaltet werden.
Aktiv werden im NABU
Gern würde die Eckernförder Faltergarten-AG auch als landesweit ansprechbare NABU-LAG auftreten. Sie freut sich also, mit Gleichgesinnten aus ganz Schleswig- Holstein unter dem Dach des NABU in Kontakt zu kommen und sich mit ihnen gemeinsam dafür einzusetzen, dass Schmetterlingen und weiteren Insektengruppen ein neues Zuhause in dörflichen und städtischen Siedlungsräumen geboten wird. Wer sich beteiligen möchte, ist herzlich aufgefordert, sich mit eigenen Erfahrungen, Beobachtungen und Vorschlägen an unsere Arbeitsgruppe zu wenden.
Kontakt
Marx Harder
NABU Eckernförde
Marx.Harder@t-online.de
Das wäre natürlich am besten. Die Zeit, Kraft und auch Bereitschaft hat aber natürlich nicht jeder. Ein paar stehen gelassene Wildkräuter, die den Faltern als Nektarspender und deren Raupen als Wirtspflanze dienen, sind aber schon ein guter Anfang. Und die Erfolge, die sich sehr schnell einstellen, machen Lust auf mehr. Wer von uns einen der wunderschönen Aurorafalter im Frühjahr in seinen Garten gelockt hat – seine Raupen fressen z. B. an der Knoblauchsrauke, die fast überall vorkommt – aber im Garten in der Regel gejätet wird – der ist so fasziniert, dass er im nächsten Schritt seine Staudenbeete mit zusätzlichen, einheimischen Wildkräuterarten bereichert, die von den Faltern geliebt werden und der legt dann vielleicht sogar eine kleine Wildblumenwiese an, die im Sommer durch ihre ungewohnte Blütenpracht ihre Besucher verzaubert. Man sollte dabei allerdings ein paar Hinweise beachten. Pflanzen aus dem Baumarkt sind häufig so gezüchtet, dass die Blüten keinen Nektar mehr bereithalten. Man sollte also unbedingt einheimische Wildpflanzen anbieten, die sowohl den Faltern Nektar geben, als auch den Raupen als Futterpflanzen dienen. Die Bedürfnisse der Schmetterlinge sind dabei sehr unterschiedlich; die Raupen mancher Arten fressen nur an einer oder an wenigen Pflanzen. Der Zitronenfalter braucht z. B. den Faulbaum, mehrere Raupen fressen nur an Brennnesseln, andere sind hingegen nicht so wählerisch. Exotische Pflanzen verschmähen sie hingegen in der Regel. Wenn das Angebot den Faltern zusagt, wandern sie von selbst ein.
Wenn das Angebot den Faltern zusagt, wandern sie von selbst ein
Die Eckernförder „Faltergarten-Gruppe“ ist von den Schmetterlingen im eigenen Garten jedenfalls schon nach vier Monaten restlos begeistert, berichtet sich gegenseitig von neuen und beglückenden Falterbegegnungen und unterstützt sich gegenseitig beim Gärtnern mit dem Austausch von erprobten Blühpflanzen und deren Samen. Verantwortliche Fachleute der Stadt Eckernförde unterstützen die Gruppe durch Exkursionsangebote und die örtliche Presse bietet dem Vorhaben ein erfreulich breites Podium, verbreitet das gute Vorbild und empfiehlt es zur Nachahmung. „Man kann sich nur für etwas einsetzen, das man kennt“, lautet sinngemäß ein Spruch. Die „Faltergarten“-Gruppe vertieft in diesem Sinne ständig ihr Wissen um die wundersame Welt der Schmetterlinge und um die je besonderen Pflanzen, die Faltern und ihren Raupen Nahrung und Fortpflanzungsmöglichkeiten bieten. Und sie freut sich über engagierte Gleichgesinnte!
MH, 8. Januar 2018