Der NABU ist aktiv, um unser Naturerbe zu erhalten. Damit Sie auch weiterhin heimische Tiere und Pflanzen erleben können, braucht der NABU Ihre Unterstützung - am Besten noch heute!
Jetzt Mitglied werden!Von Frostschutzmitteln und Winterfellen
Tiere im Winter
Der Winter ist nicht nur für Menschen eine harte Zeit. Kaum fallen die ersten Schneeflocken und Glatteis überzieht Straßen und Gehwege, wünschen sich viele den warmen Sommer zurück. Menschen sitzen in festen, beheizten Wohnungen und Häusern, es steht immer genug Essen und warmes Wasser zur Verfügung. Funktionelle Kleidung, flauschige Decken schützen zusätzlich – und notfalls muss eben die Wärmflasche herhalten. Wie aber kommen die Tiere durch den Winter, die all das nicht zur Verfügung haben? Um diese harte Jahreszeit gut überstehen zu können, haben Tiere faszinierende Strategien zum Überwintern entwickelt und schützen sich auf unterschiedlichste Art und Weise vor der drohenden Kälte.
Eine bekannte Methode ist die Winterruhe, mit der z. B. Eichhörnchen, Dachse oder auch der Waschbär durch den Winter kommen. Rechtzeitig im Herbst fressen sich diese Tiere eine dicke Fettschicht und legen Vorräte an. Den Winter verbringen sie dann überwiegend schlafend. Diese Ruhe wird nur unterbrochen, um die versteckte Nahrung aufzunehmen. Die Körpertemperatur sinkt dabei kaum ab.
Winterschläfer nicht stören
Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu den Winterschläfern wie Igel oder auch die Fledermäuse. Diese Tiere fallen in einen tiefen Schlaf, nachdem sie sich genügend Energiereserven angefressen haben. Sie können ihre eigene Körpertemperatur stark senken. Ihr Herzschlag wird ganz langsam. Igel atmen zum Beispiel statt 50 Mal pro Minute nur noch ein bis zweimal, das Herz schlägt statt 200 gerade noch fünf Mal pro Minute. Doch auch sie unterbrechen ihren Schlaf ab und an kurzzeitig. Dann ändern sie ihre Schlafposition und geben Kot und Urin ab, fressen aber nichts. Winterschläfer dürfen dennoch auf keinen Fall gestört werden, da ein vorzeitiges oder zu häufiges Aufwachen zu viel Energie beanspruchen würde, welche die Tiere zum Aufwachen im Frühjahr benötigen.
Ab ins Mauseloch
Amphibien, also Frösche und Reptilien wie die Eidechsen und Schlangen, können ihre Körpertemperatur nicht regulieren. Sie ist abhängig von der Umgebungstemperatur. Sie fressen sich keine Energiereserven an, auch ein wärmendes Fell fehlt diesen Arten. Gegen die Kälte suchen sie sich gute Verstecke wie Steinhaufen, Mauselöcher, unter Baumwurzeln oder graben sich ein. Dort verfallen sie dann bei sinkenden Temperaturen in eine Kälte- oder Winterstarre. Auch bei dieser Überwinterungsmethode geht es darum, Energie zu sparen und den Stoffwechsel auf das Lebensnotwendige zu beschränken. Fällt die Körpertemperatur trotzdem auf unter 10 Grad, müssen sie sterben. Bei steigenden Temperaturen kommt ihr Stoffwechsel wieder in Schwung, sie erwachen aus der Winterstarre.
Kalter Winter – gut für Insekten
Bei den Insekten gibt es ebenfalls sehr unterschiedliche Methoden der Überwinterung. Auch hier spricht man von einer Winterstarre. Schmetterlinge sterben meist im Herbst, nur ihre Puppen, Raupen oder Eier kommen durch den Winter. Nur einige Arten überwintern als Schmetterling wie z. B. der Zitronenfalter. Bei Wespen und Hornissen überleben im Herbst ausschließlich die neuen Königinnen, die in demselben Jahr geschlüpft sind. Diese überwintern in kleinen Aushöhlungen unter Rinde oder unter Holz am Boden. Im Frühjahr gründen sie dann einen neuen Staat. Diese Insektenarten haben einen hervorragenden Trick entwickelt, um durch den Winter zu kommen. Ausgelöst durch verschiedene Faktoren, wie sinkende Temperaturen oder abnehmendes Tageslicht, bilden die Jugendstadien oder adulten Insekten das Frostschutzmittel Glycerin. Diese entzieht den Körperzellen Wasser und verhindert damit das Platzen der Zellen, falls diese gefrieren sollten. Frosttemperaturen bis weit unter –20 °C können somit ohne Probleme überstanden werden. Andere Schmetterlingsarten, Florfliegen, Marienkäfer und Co. suchen Zuflucht in Höhlungen, Kellern und Dachböden. Für die heimischen Insekten sind kalte, trockene Winter übrigens viel besser zu überstehen, als warme, feuchte Winter aufgrund der erhöhten Gefahr eines Pilzbefalles. Wenn man diesen Tieren helfen möchte, den Winter heil zu überstehen, sollte man sie einfach in ihrem Versteck lassen und nicht etwa in wärmere Räume bringen. Dort würden die Insekten aufwachen, zu schnell ihre Energiereserven verbrauchen, keine Nahrung finden und sterben.
Lasst die Fische ruhen
Fische leben im Winter von ihren Fettreserven, die sie sich im Sommer angefressen haben und von den restlichen Pflanzen und kleinen Lebewesen, die sie im Winter noch im Wasser finden können. In der kalten Jahreszeit ist der Kreislauf des Fisches ganz auf Sparflamme gestellt. Intensives Schlittschuhlaufen auf Fischteichen sorgt übrigens aufgrund der guten Schallübertragung unter Wasser dafür, dass diese wach werden und dabei lebensnotwendige Energie verbrauchen – und sollte daher auf solchen Gewässern unterbleiben. Der Fischkörper passt auch seine Körpertemperatur der Wärme des Wassers an; wird das Wasser kälter, wird der Fisch kälter. Wird das Wasser im Frühjahr wieder wärmer, nimmt die Körpertemperatur des Fisches wieder zu.
Ab in den Süden
Doch es gibt auch winteraktive Tiere. Unter den heimischen Vogelarten bleiben viele Arten im Winter hier, dazu gehören Spatzen, Meisen, Amseln und viele andere. Einige Arten wie Seidenschwanz, Rot- oder Wacholderdrossel ziehen im Winterhabjahr aus dem noch kälteren Norden nach Schleswig-Holstein und sind dann in Schwärmen in den Knicks oder Gärten besonders an beerenreichen Sträuchern oder in den Streuobstwiesen an Äpfeln oder Birnen zu beobachten. Für das Verbleiben dieser beiden Drosselarten im Winter in Schleswig-Holstein ist das vorherrschende Nahrungsangebot in Gärten, Parks und in der freien Landschaft sehr wichtig. Hier kann jeder Gartenbesitzer durch das Pflanzen verschiedener Beeren tragender Sträucher und ein vielfältiges Staudenangebot einiges für die überwinternden Vögel tun. Auch ans Futterhaus im Garten kommen beide Arten gerne. Leider ist in der freien Landschaft das Beerenangebot durch die landesweit üblich gewordene intensive Knickbearbeitung sehr ausgedünnt und limitiert, so das viele der Drosseln, aber auch andere Vogelarten im Winter nur begrenzt Nahrung finden und bei andauernd strengen Witterungsbedingungen bald weiterziehen müssen. Natürlich gibt es auch noch die Zugvögel, die der frostigen Jahreszeit gleich gänzlich ausweichen. Bei ihnen heißt es im Herbst: Ab in den Süden, wo sie dann in wärmeren Gefilden hoffentlich ausreichend Nahrung finden.
Das Motto lautet: Energiesparen
Ein knackiger Winter ist für die Rehe, Damwild, Wildschweine, Fuchs und Hase eine harte Zeit. Es ist kalt und durch die Schnee- und Eisdecke steht nicht viel Futter zur Verfügung. Aber die Tiere haben sich angepasst. Im Herbst wechseln sie schon zum dicken Winterfell und das Motto im Winter lautet „Energiesparen“. Je mehr Energie die Tiere verbrauchen, desto mehr Futter brauchen sie. Daher bewegen sie sich weniger, senken ihren Puls und „beheizen“ ihr Blut in den Beinen nicht mehr so stark. Das macht sie leider aber auch empfindlicher. Sobald sie erschreckt werden und flüchten müssen, wird jede Menge Energie verbraucht. Als Futter finden sie nicht nur Moose und andere Pflanzen, sondern bedienen sich auch an Rinden, Knospen und kleinen Baumtrieben. Wenn das Futter am Boden eingeschneit wird, umso mehr. Damit Tiere, die nicht Winterschlaf halten, auf dem weißen Schnee nicht auffallen, haben manche von ihnen eine besondere Tarnung entwickelt. Gelegentlich können Naturfreunde daher auch mal schneeweiße – nur die Schwanzspitze ist schwarz – Hermeline sehen. Ein tolles Naturerlebnis!
CP 8. Januar 2018