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Jetzt Mitglied werden!Die Elster
Auf dem Rückzug in die Siedlungen des Menschen
Beschreibung
Die etwa 46 cm große Elster ist unverkennbar durch ihr kontrastreiches, schwarz-weißes Gefieder und den langen Schwanz. Schultern, Flanken und Bauch sind weiß, das übrige Gefieder schwarz mit blauem, grünen und purpurfarbenem Glanz. Im Winter oft in kleinen und größeren Gesellschaften auftretend.
Elstern brüten in Bäumen und legen vier bis acht Eier in ihre teilweise überdachten Nester, von denen sie im Laufe der Brutzeit mehrere anlegen können ("Spielnester"). Die Eier werden 17 bis 18 Tage bebrütet. Nach weiteren 22 bis 24 Tagen verlassen junge Elstern das Nest und sind flügge. Elstern wird eine Intelligenz nahe der der Menschenaffen nachgesagt. Elstern sind, neben Menschen, Menschenaffen und Delfinen, in der Lage, sich selbst im Spiegel zu erkennen (sog. "Selbstkenntnis").
Nahrung
Elstern ernähren sich von Aas, Abfällen, Spinnen, Insekten, Kleinsäugern und Früchten. Der Anteil, den Eier und Jungvögel ausmachen, wird nach wissenschaftlichen Untersuchungen häufig überschätzt. Bei der Elster zeigen zahlreiche Studien in Europa, dass die Wirbellosen, v. a. die Insekten, eindeutig die Hauptnahrung für Nestlinge und folglich auch der Altvögel sind (siehe Grafik).
Verbreitung
Die Elster ist nach der Rabenkrähe der am weitesten verbreitete Rabenvogel. Größere Städte, die Insel Fehmarn und der Hamburger Rand bilden für diese Art Verbreitungsschwerpunkte. Ursprünglich eine Art der reichgegliederten, offenen Landschaft, ist die Elster heute verstärkt in den Ortschaften und Siedlungen präsent, während sie inzwischen aus der Agrarlandschaft weitgehend verschwunden ist. Dort findet sie wegen des Rückgangs an relativ kurzrasigem Grünland kaum noch Nahrung, weicht aber damit auch der Rabenkrähe und dem Habicht (Waldränder) aus. So brüten im Kreis Plön etwa die Hälfte des Bestandes in der durch kurzrasige Flächen mit Sträuchern und Bäumen reichhaltig strukturierten "Gartenstädten", die anderen fast ausschließlich in unmittelbarer Anbindung an Hofstellen oder Kleinsiedlungen.
Bestand und Bestandsentwicklung
Der verbreitete falsche Eindruck einer allgemeinen Bestandszunahme ist auf die Umsiedlung der Elster aus der Agrarlandschaft in die Ortschaften zurückzuführen. Wurden etwa 1962 im Kreis Segeberg in einer reich strukturierten Knicklandschaft auf 70 km² noch 45 Reviere erfasst, waren dies 1987 nur noch 8 Reviere, alle in Ortschaften gelegen. Auf Fehmarn nahm der Bestand dagegen von 86 Paaren im Jahr 1975 auf 146 Paare im Jahr 1991 zu, diese siedelten jedoch fast ausschließlich in und am Rande von Ortschaften. In der Feldmark ging der Bestand dagegen deutlich zurück.
Der starke Rückgang der Elster in der offenen Landschaft wirft ein Schlaglicht auf die negativen Auswirkungen der modernen Landwirtschaft. Nach der Unterschutzstellung im Jahr 1987 hat es in Schleswig-Holstein trotz häufig anderslautender Berichte keine generelle Bestandszunahme gegeben. Der Brutbestand liegt landesweit bei etwa 6.000 (1994) bzw. 7.000 Paaren (2009). Nach den Daten der NABU-public-science-Aktion 'Stunde der Gartenvögel' ist die Beobachtungshäufigkeit in Schleswig-Holstein im Siedlungsbereich leicht abnehmend. Ein Einfluss auf die Häufigkeit anderer Singvögel ist nicht erkennbar. Demzufolge ist die Elster seit 2014 ganzjährig geschützt, nachdem im Jahr 2005 noch eine allgemeine Jagdzeit festgesetzt worden war. Folge der Bejagung war, dass v.a. im Westen des Landes der Bestand drastisch geschrumpft war.
Quellen
- Vogelwelt Schleswig-Holstein - Brutvogelatlas (2002).
- Vogelwelt Schleswig-Holstein - Brutvogelatlas (2014).
- Helb, H.-W. (2001): Rabenkrähe, Saatkrähe und Elster: Was tun und fressen sie wirklich? In: Rabenvögel im Visier (ÖJV, Hrsg.).
- Koop, B. & R. Grimm (1999): Verbreitung und Bestand der Elster im Kreis Plön. 1997/98. Corax 17, S. 320-326.