NABU-Naturschutzgebiet "Kleiner Binnensee und angrenzende Salzwiesen"
Kleinod an der Ostseeküste
Das Naturschutzgebiet "Kleiner Binnensee und angrenzende Salzwiesen" an der Ostsee hat eine Größe von 255 ha und umfasst den Kleinen Binnensee, angrenzende Salz- und Sumpfwiesen im Deichvorland und den vorgelagerten Strandabschnitt mit Strand, Wall und Dünen. Der Strandwall trennt die Salzwiesen von dem Strand. Auf dem Strand wachsen Salzmiere, Mauerpfeffer, Salzkraut, Stranddistel und Meerkohl. Der Strandwall ist mit verschiedenen Gräsern, Strandhafer und Strandroggen bewachsen. Ein Binsen- und Schilfgürtel liegt im Südosten zwischen Weg und Seeufer. Hier bestand einmal eine natürliche Verbindung zwischen dem Binnensee und der Ostsee. Neben Binsen, Schilf und Seggen wachsen in den vielen feuchten Senken Sumpfschachtelhalm, Tannenwedel, Wasserhahnenfuß und Wiesenschaumkraut. An einigen Stellen ist auch das gefleckte Knabenkraut zu finden. Hier ist auch der Lebensraum der Zaun- und Bergeidechse. Recht häufig findet man im gesamten Gebiet an sonnigen Stellen ein Vorkommen der Ringelnatter.
In den Strandseen vermischt sich sporadisch eindringendes Ostseewasser mit Süßwasser, das aus dem Hinterland einströmt, zu Brackwasser. Der Kleine Binnensee liegt auf einer der Hauptvogelzugrouten über der Ostsee. Im Sommer nutzen Watvögel die Schlickflächen zur Nahrungssuche. Vom Herbst bis Frühjahr überwintern zahlreiche Bleß-, Weißwangen- und Saatgänse, die in der Tundra sowie Arktis beheimatet sind.
Durch das Naturschutzgebiet führt der Ostseeküstenradweg, von dem aus weite Teile der Landschaft zu überblicken sind. Beginnend am Parkplatz Gelbes Tor am Strand führt er bis zum bis zum Hafen Lippe. Auf halber Strecke ist ein 400 Meter langer "Holzsteg" angelegt der den Besucher über den Strandwall lenkt und von hier einen Blick über eine weite Küstenlandschaft und dem Kleinen Binnensee erlaubt Hier ist ein Strandabschnitt für den Besucher gesperrt. Dieser Abschnitt ist als Brutgebiet für die auf der Roten Liste stehende Zwergseeschwalbe und den seltenen Sandregenpfeifer ausgewiesen. An der Westseite des Binnensees kann man von einem Beobachtungsstand aus oft den Seeadler und Kraniche beobachten.
Mit den angrenzenden Feuchtgrünlandflächen im Westen des Kleinen Binnensees stellt die Fläche ein in sich geschlossenes Niederungsgebiet an der Ostsee dar. Da das Naturschutzgebiet Teil des europäischen Schutzgebietssystems NATURA 2000 ist, hat Schleswig Holstein eine besondere Verpflichtung, den guten Zustand des Gebietes zu erhalten oder wiederherzustellen. Der Binnensee hat vor allem eine sehr hohe Bedeutung für die Vogelwelt. Daher sind jetzt unter anderem die Wasservogeljagd auf dem Kleinen Binnensee und dessen fischereiliche Nutzung nicht mehr zulässig. Die langjährigen Konflikte mit den Sportanglern konnten durch die Ausweisung einer etwa 470 Meter langen Angelzone entlang des Ostseestrandes, wovon sich 230 Meter im nordwestlichen Bereich des Naturschutzgebietes befinden, beigelegt werden.
Aufgrund der vielfältigen Biotope können wir mehr als 120 Vogelarten im Naturschutzgebiet beobachten. Hiervon brüten über 35 Arten regelmäßig. Der nahrungsreiche und nährstoffhaltige Binnensee bietet mit seiner geringen Wassertiefe für Brandgans, Löffel-, Schnatter-, Knäck- und Pfeifente als Biotop ideale Voraussetzungen. Der Strand- und Dünenbereich ist Brutbiotop für Austernfischer, Sandregenpfeifer, Zwergseeschwalbe und Mittelsäger. Die Beunruhigungen durch Strandbesucher führten zu einer starken Abnahme des Sandregenpfeiferbestandes von ungefähr 30 Paaren auf nur noch ca. 5 Paaren heute. Durch die Sperrung einzelner Strandabschnitte und die alljährliche Errichtung eines mobilen Zauns während der Brutzeit kann man nur auf eine Erholung des auf der Roten Liste stehenden Brutbestand hoffen. Mehrere moorige Teiche mit geringer Wassertiefe zwischen Strandwall und Deich sind Lebensraum für den Teichmolch, Wasserfrosch und Kreuzkröte.
Neben dem Kiebitz gehört der Rotschenkel zu den Charaktervögeln der feuchten Salzwiesen. Der Rotschenkel nutzt gerne erhöhte Warten, um von dort aus sein Revier zu bewachen. Die Nester sind versteckt angelegt und schwer auszumachen. Beide Arten sind leider - wie auch in anderen Gebieten - stark rückläufig. Über den Winter jagt zumeist ein Wanderfalke im Gebiet. Häufiger kommt auch der Seeadler vom nahen Großen Binnensee herüber. Vor der Küste des Kleinen Binnensees überwintern u.a. Schell-, Eider- und Eisenten sowie verschiedene Taucherarten in unterschiedlicher Zahl.
Im Frühjahr 1952 begann der Deutsche Bund für Vogelschutz DBV mit der Betreuung des Vogelschutzgebiets. 1957 wurde die Schutzarbeit mit der Verordnung über das Naturschutzgebiet "Kleiner Binnensee und angrenzende Salzwiesen" auf eine feste Grundlage gestellt. Die im gleichen Jahr errichtete Schutzhütte entwickelte sich bald zu einem Treffpunkt für Ornithologen aus allen Teilen der Bundesrepublik. Als diese Hütte 1971 einem Sturm zum Opfer fiel, wurde an gleicher Stelle eine neue Station errichtet. Der Neubau wurde durch den damaligen Eigentümer des Grundstücks, Graf Georg von Waldersee, der eine zeitlich unbegrenzte Nutzung zusagte, gefördert. Mit seiner Unterstützung wurde die Warft, auf der die Station heute noch steht, errichtet.
Anfahrt
Das Naturschutzgebiet "Kleiner Binnensee" liegt im Kreis Plön. Mit dem Auto biegt man von der B 502 (Kiel - Oldenburg) bei Matzwitz Richtung Behrensdorf zur Ostsee ab und fährt von dort aus Richtung Strand oder Richtung Lippe - Hohwacht. An beiden "Enden" des Schutzgebietes befinden sich Parkplätze.
Von der Hütte aus werden Führungen angeboten und durch regelmäßige Kontrollgänge darauf geachtet, dass die Bestimmungen der Schutzgebietsverordnung eingehalten werden. Für den Erhalt des Naturebes ist es notwendig, den Besucher*innen Gelegenheit zum Kennenlernen der mit der Betreuung des Gebietes zusammenhängende Problematik des praktischen Naturschutz zu geben. Es gilt dabei nicht nur Verbote auszusprechen, sondern Verständnis dafür zu wecken, dass geschützte Gebiete nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein können. An den Zugängen zum Gebiet sind BesucherInformationsTafeln (BIS) mit Objekttafeln installiert, die Besucher über das Gebiet informieren.
Mit dem ÖPNV ist der Kleine Binnensee nur erreichbar, wenn man einen Fußweg von Behrensdorf in Kauf nimmt (Linie 312 - Lütjenburg/Todendorf oder Hohwacht) von Lütjenburg aus; Lütjenburg ist erreichbar über die Linie 4310 Kiel-Oldenburg). Das Naturschutzgebiet "Kleiner Binnensee" kann auf dem Strandweg hinter dem Strandwall durchgängig durchwandert oder mit dem Fahrrad durchfahren werden. Vom Strandweg aus führen zehn hölzerne Übergänge zum Strand. Zwischen den Strandwallübergängen 6 und 7 befindet sich auf dem Strandwall ein Holzbohlenweg. Von hier aus ist das ganze Naturschutzgebiet zu überblicken! Im Sommerhalbjahr wird das Gebiet von einem/r Naturschutzwart*in des NABU bewacht.
PZe, ILu akt. 25. Juni 2021
Der Weg ins Schutzgebiet