Direkt am Deich auf der Halbinsel Eiderstedt
Löffler, Blaukehlchen und Co.
Das seit 1978 bestehende Naturschutzgebiet Wester-Spätinge (Größe 27 ha) im Kreis Nordfriesland dient dem Schutz eines küstennahen, brackigen Feuchtgebietes mit Sumpf- und Wasserflächen sowie salzliebenden Pflanzengesellschaften. Das Naturschutzgebiet ist Brut-, Rast- und Nahrungsraum einer artenreichen Vogelwelt sowie Lebensraum der wirbellosen Tiere dieser Landschaft.
Geschichte
Die Wester-Spätinge werden schon im 16. Jahrhundert erwähnt. Hier haben die Bauern der Umgebung im Laufe der Jahre das Material für den Deichbau entnommen, d.h. „abgespatet“. Von dieser Tätigkeit leitet sich der Gebietsname ab. Aus einem alten verlandeten Meeresarm der Hever entstand mit der Zeit eine Sumpflandschaft, ein idealer Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Ursprünglich ein Brackwasser-Feuchtgebiet, süßte nach der Deichverstärkung 1962 die Wester-Spätinge zunehmend aus. Damit änderten sich auch Pflanzen- und Vogelwelt. Salzliebende Pflanzen wie der Queller und die Strandaster verschwanden zunehmend, dafür besiedelte Schilf weite Bereiche.
Leben im Schilf
Das Schilf ist bis zu drei Meter hoch und tatsächlich ein Gras. Es wird häufig vom Nordseesturm gepeitscht, knickt dabei jedoch nicht ein. Es steht im Wasser und reinigt es noch. Es hat viele Namen – Schilf, Rohr, Röhricht, Reet. Viele kennen es als traditionelles Material zum Dachdecken. Seit Jahrtausenden ist es ein Begleiter der menschlichen Kultur. Im kleinen Naturschutzgebiet Wester-Spätinge kann man noch im Frühling das leise Rauschen seiner Halme hören. In dem ungemähten Rohrwald gibt es kaum Wind und der Wellenschlag der Teiche bei Sturm wird sanft gedämpft. Im Sommer entwickelt sich hier ein reiches Kleintierleben aus Insekten, Fröschen und Fischen. Hiervon leben viele schilfbewohnende Vögel, deren Bestand in Deutschland bereits stark gefährdet ist. Bei einigen Vögeln sagt bereits ihr Name, dass ihr bevorzugtes Gebiet das Schilf ist. Teich- und Schilfrohrsänger, Rohrammer, Rohrdommel und Rohrweihe. Aber auch viele Enten, Rallen, Lachmöwen und Graugänse legen ihre Nester im Röhricht der Wester - Spätinge an. Bereits Ende April ist der schöne Gesang des Schilfrohrsängers zu hören. Für schilfbewohnende Arten sind die akustischen Signale bedeutender als die optische Präsenz. Heimlichster Vogel des Schilfs ist die Rohrdommel. Sie ist fast nie zu entdecken, aber ihr Ruf tönt wie ein Nebelhorn weit über das Reet.
Reiche Vogelwelt
Als Rastgebiet haben die Wester-Spätinge für Limikolen bereits im Frühsommer eine große Bedeutung. Die flachen Teiche trocknen mehr und mehr aus und bieten den Limikolen einen guten Nahrungsraum. Schon im Juni erscheinen Dunkle Wasserläufer, im Spätsommer lassen sich Säbelschnäbler und Kampfläufer, Rotschenkel und Bekassinen beobachten. Im Herbst rasten im Gebiet zahlreiche Stock-, Löffel- und Krickenten. In den letzten Jahren haben sogar die imposanten weißen Löffler die Wester-Spätinge als Nahrungsgebiet entdeckt.
Gute Beobachtungsbedingungen
Im Naturschutzgebiet Wester–Spätinge bestehen beste Beobachtungsmöglichkeiten. Es grenzt binnendeichs direkt an den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Da flitzen im Juni auf der einen Seite winzige Brandgansküken hinter Wasserinsekten her und große Graugansfamilien ruhen auf den Wiesen, während auf der anderen Seite des Seedeiches die Flut aufläuft und Austernfischer trillern.
Gebietsbetreuung
Der NABU betreut seit 1979 das Naturschutzgebiet Wester-Spätinge mit seinen Teichen und Schilfflächen. Der NABU- Schutzgebietsreferent Wolfgang Förster-Hahn beobachtet ganzjährig die Wester-Spätinge und notiert Brut- und Rastvögel. Seine Aufzeichnungen machen deutlich: Die Vogelkunde ist jeden Tag spannend.
NABU-Naturstation
Die NABU-Naturstation hält Bestimmungsbücher zur Tier- und Pflanzenwelt, Postkarten, Leihferngläser, ein Spektiv und Informationsmaterial bereit. Im Schaukasten und der neuen Infotafel finden die BesucherInnen Informationen zu den Brut- und Rastvögeln und die Termine der NABU-Führungen.
Der Weg zum Schutzgebiet
Zehn Kilometer südwestlich von Husum – direkt hinter dem Seedeich – liegt das Naturschutzgebiet Wester-Spätinge. BesucherInnen, die hier die Vogelwelt des Wattenmeeres erleben möchten, radeln südlich des Husumer Hafensperrwerks die gesamte Strecke zum Schutzgebiet am Deich entlang. Etwa 500 m südlich der Simonsberger Dorfstraße finden sie direkt hinter dem Schöpfwerk die NABU-Naturstation. Auch mit einem Bus von Husum gelangen BesucherInnen bis zum Wendeplatz am Simonsberger Seedeich (500 m Fußweg).
ILu akt. 14. Januar 2019
NABU-Führungen in der Husumer Bucht
Erfahren Sie mehr über Natur- und Umweltschutz und die Arbeit des NABU
Die Termine der Führungen finden Sie im NABU-Veranstaltungskalender.
Lebendiges Watt / 2 km
Wir wandern durch die Salzwiesen des Vorlandes und durchqueren Lahnungsfelder, erkunden das lebendige Watt mit den großen Herzmuschelbänken, graben nach Wattwürmern und keschern im Priel. Eine erlebnisreiche Tour im Nationalpark Wattenmeer für Erwachsene und Kinder.
Deich- und Koogwanderung / 4 km
Wo haben die Sturmfluten der letzten Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen und wie haben sich die Küstenbewohner gegen das Hochwasser geschützt? Wir begeben uns auf Spurensuche und erkunden Küstenschutzbauwerke, Köge, Wehlen und das Deichvorland. Schwerpunkt: Koogsgeschichte, Fundstelle Uelvesbüller Frachtensegler, Küstenschutz, Landgewinnung und der Nationalpark Wattenmeer.
Vogelbeobachtung am Wattenmeer / 1km
Frühjahr und Herbst sind Höhepunkte des ostatlantischen Vogelzuges im Nationalpark Wattenmeer. Beobachten Sie zierliche Watvögel und brütende Graugänse im April und Mai und erleben die Ankunft von arktischen Ringel- und Weißwangengänsen im Oktober.
Küsten-Exkursion / 4 km
Ab September muss an der Nordseeküste mit stürmischem Wetter und hohen Wasserständen gerechnet werden. Nach dem Vollmond und dem Neumond läuft die Flut besonders hoch auf, es ist Springtide. Jetzt werden allerlei interessante Pflanzen und Tiere angeschwemmt und die Salzwiesen stehen unter Wasser.
Alte Spuren im Watt * / 6 km
Bei dieser archäologischen Wattwanderung sind die alten Findlinge der früheren St. Georg-Kirche das Ziel. Die Geschichte der versunkenen Lundenbergharde ist noch heute im Watt zu sehen.
Weitere Infos
Dauer: 2 bis 2,5 Std. 'Spuren im Watt' 3 Std. Kosten: Wir bitten um ihren Kostenbeitrag und Spende für unsere Naturschutzarbeit. Erwachsene 5.- € Kinder 3.- € Familien 14.- €
Bitte denken Sie bei allen Veranstaltungen an Wetterkleidung, Sonnen- und Insektenschutz, sowie Getränke. Im Watt können wir barfuß gehen. Apriltermin*: Gummistiefel. Ganzjährig finden vogel- und naturkundliche Führungen sowie Watterkundungen auch nach Absprache statt. Irrtum und Änderung vorbehalten. Keine Haftung durch den NABU und seine MitarbeiterInnen.
Veranstalter
Jutta Förster
Nationalpark-Wattführerin und Zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin
Tel. 04841-65614
Treffpunkt der Wattführungen ist die Badestelle Lundenbergsand in Simonsberg, 5 km südlich von Husum, Deichkrone am Sielgebäude. Treffpunkt aller anderen Führungen ist die NABU-Naturstation am Naturschutzgebiet Wester-Spätinge.
Ansprechpartner
Im Kontakt mit dem NABU
NABU-Naturstation
Dorfstraße 153
25813 Simonsberg