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Sammelnder Allesfresser


Der Marderhund Nyctereutes procyonoides, auch Enok oder Tanuki genannt, ist ein Bewohner feuchter Wälder, Flussauen und Niederungsgebiete. Er wird etwa 50-60 cm lang, die Schwanzlänge beträgt zusätzlich noch 13-18 cm. Marderhunde bewohnen einfache, selbstgegrabene Erdbaue sowie bewohnte und verlassene Baue von Fuchs und Dachs. Hier hält er auch - als einziger Hundeartiger - Winterruhe. Marderhunde sind nicht nur nachts aktiv. Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise sind diese Neubürger (Neozoen) aber schwer nachweisbar.
Getötete Marderhunde (Quelle: Jagd und Artenschutzberichte, MELUR)
Jahr | Zahl getöteter Tiere |
---|---|
2005 | 203 | 2006 | 267 | 2007 | 538 | 2008 | 737 | 2009 | 610 | 2010 | 844 | 2011 | 1.145 | 2012 | 1,542 | 2013 | 2.017 | 2014 | 3.347 | 2015 | 4.369 | 2016 |
Verbreitung und Bestand
Der Marderhund ist ursprünglich in Ostasien beheimatet und wurde als Pelztier seit 1928/1929 in der ehemaligen westlichen UdSSR eingebürgert. Von dort aus breitete er sich nach Westen aus. 1962 wurde der erste Marderhund in Deutschland in Hümmling / West-Niedersachsen unweit der Grenze zu den Niederlanden erlegt. 1974 gelang der erste schleswig-holsteinische Nachweis eines wohl zugewanderten, dann überfahrenen Tieres auf Eiderstedt. Im Jahr 1982 taucht der Marderhund erstmals in der Jagdstatistik des Landes auf. Ein früherer Nachweis aus dem Jahre 1932 dürfte wohl einen Gefangenschaftsflüchtling betreffen.
Aus allen Teilen des Landes liegen inzwischen Mitteilungen von beobachteten oder getöteten Tieren vor. Seit 1996 stieg die Zahl erlegter Tiere deutlich an. Im Jagdjahr 2015/2016 wurde mit 4.369 Tieren bislang ein Höchststand an erlegten oder tot aufgefundenen Marderhunden erreicht. Dabei nimmt die steigende Zahl getöteter Tiere jedoch keinen erkennbaren Einfluss auf Bestandsverlauf und -größe.
Weitere Ausbreitung und Bestandszunahme
In Schleswig-Holstein ist der Bestand in Ausbreitung befindlich und wird wahrscheinlich trotz Jagddrucks noch deutlich ansteigen. Marderhunde pflanzen sich bei uns fort. Die Art ist als einheimisch zu betrachten. Größere Schäden sind wie schon beim Waschbären nicht belegt. Im Osten Deutschlands, wo die Art mittlerweile recht häufig auftritt, ist der Marderhund wohl längst gut in die Natur integriert. Eine Ausrottung erscheint aufgrund der heimlichen Lebensweise dieser Art als unmöglich. Der Pelz von Marderhunden aus unseren Breiten ist im Unterschied zu Fellen aus seiner asiatischen Heimat, die als "Japanischer Fuchs" oder "Enok" gehandelt werden, praktisch unbrauchbar.
Allesfresser
Dieser Hundeartige (Canide) lebt vor allem als "sammelnder" Allesfresser von kleinen Nagetieren und Fischen sowie von Früchten, Beeren und Eicheln. Auch Frösche und Kröten sowie Eier und Jungvögel können auf dem Speiseplan stehen. Aas wird ebenfalls angenommen. Auffällig ist, dass Marderhunde in Gebieten, in denen viel Schalenwild (Hirsche, Rehe, Wildschweine) geschossen werden, besonders häufig sind. Hier profitieren sie von dem hohen Angebot von Aas in Form von Eingeweiden ("Aufbruch"), welche die Jäger zum Nutzen auch vieler anderer Tiere in den Revieren belassen.
In 77 % aller Jungtiermägen fanden sich 2006 in einer Untersuchung Insekten und nur im geringem Umfang Säugetiere und Vogelreste. Gut gefüllte Mägen enthielten vor allem Früchte. Bei Alttieren war der Anteil kleiner Wirbeltiere deutlich höher, neben Fröschen und Kröten waren insbesondere Mäuse, Spitzmäuse und Maulwürfe in der Nahrung häufig vertreten. Der Anteil an aufgenommenem Aas war hoch. Die Hälfte der Mägen enthielt Insekten. Im Sommer und Herbst ist der Anteil an Pflanzenkost besonders hoch. Die Ergebnisse zeigen, dass der Marderhund kein schneidiger Jäger ist wie der Fuchs, sondern eher gemächlich sammelnd wie ein Dachs durch sein Revier zieht. Zum Klettern sind Marderhunde nicht in der Lage. Die Beute sucht der Marderhund unter Sträuchern und oft auch am Wasserufer.
ILu, akt. 28. Dezember 2016
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