Erfolgreiche Ansiedlung von Mauerseglern

Stefan Heuseler berichtet über seine Initiative in Heide

Im Zentrum der schleswig-holsteinischen Kreisstadt Heide / Dithmarschen gibt es nur wenige kleine Brutkolonien des Mauerseglers. An warmen Sommertagen jagen diese in rasantem Flug und laut rufend durch die Süderstraße und an den Gebäuden am Markt entlang. Am nördlichen Stadtrand von Heide flogen bislang nur gelegentlich einige Segler in größerer Höhe vorbei, die nach Insekten jagten.

Nachdem ich in etlichen Vogelbestimmungsbüchern und im Internet nahezu alles über Mauersegler und ihre Lebensweise gelesen hatte, wuchs im Jahr 2006 in mir der Wunsch, an meinem Haus Mauersegler anzusiedeln.

2007 - Das Ansiedlungsprojekt beginnt
Ich kaufte vier Mauersegler-Nistkästen aus Holzbeton. Diese sollen speziell auf die Bedürfnisse der Mauersegler abgestimmt und sehr langlebig sein. Im Frühjahr 2007 habe ich die Nistkästen in der Giebelspitze meines Hauses in südöstlicher Richtung in ca. 7,5 m Höhe befestigt.

Mauersegler tun sich schwer, neue Nistmöglichkeiten ausfindig zu machen. Ich wollte jedoch nicht Jahre warten, bis eine Ansiedlung klappt. Der Prozess lässt sich aber beschleunigen, wenn man brutwillige Mauersegler aktiv anlockt und auf freie Nistplätze aufmerksam macht. Man macht sich den Umstand zu nutze, dass Mauersegler Koloniebrüter sind: Durch Lautsprecher lassen sich Mauerseglerrufe ('Duettrufe' von Seglerpaaren) abspielen, „wohnungssuchende“ Segler das Vorhandensein einer Kolonie vortäuschen und sie so anlocken.

Die Anlockphase
Als ich Anfang Mai 2007 die ersten Mauersegler über der Heider Innenstadt fliegen sah, fing ich an, morgens und abends für jeweils 2 Stunden den Mauerseglergesang abzuspielen - mit regulierter Lautstärke, um die Nachbarn nicht zu stören. Da sich nichts tat, stellte ich den CD-Player schließlich auf volle Lautstärke. Nach einigen Tagen konnte ich erstmals sehen, wie drei Mauersegler offensichtlich durch die Rufe ihrer Artgenossen angelockt im schnellen Tiefflug mein Haus umkreisten, auf die Nistkästen und Lautsprecher zuflogen und haarscharf an ihnen vorbei sausten. Dieses wiederholte sich nun regelmäßig. Anfang Juli konnte ich dann das erste Mal beobachten, wie einer der Segler an der Öffnung eines der Nistkästen hing und hineinschaute, um jedoch nach ein paar Sekunden jedes Mal wieder abzufliegen. Er hat sich den möglichen Nistplatz eingeprägt.

Das Anhängen an die Öffnung des Nistkastens wiederholte sich noch einige Male, bis die Segler Anfang August verschwunden waren. Es hieß also, bis Mai nächsten Jahres zu warten. Fürs erste war ich jedoch sehr zufrieden, schienen meine Nistkästen doch auf großes Interesse gestoßen zu sein.

2008 - Das erste Paar
Anfang Mai war die lange Wartezeit vorbei und ich sah wieder die ersten Segler über Heide fliegen. Nun würde sich zeigen, ob auch „meine“ Segler zurückkehren. Rechtzeitig vorher habe ich die Lautsprecher installiert und wieder die Duettrufe abgespielt. Meine Geduld wurde noch bis zum 24. Mai auf die Probe gestellt. An diesem Tag waren sie wieder da. Bis Mitte Juni war jedoch nicht klar, ob ein einzelner Segler oder gar ein Pärchen in eines der Kästen hinein schlüpfte.

Am 19. Juni sah ich wie ein Mauersegler fast sturzflugartig auf den Giebel meines Hauses zuraste und blitzschnell in den obersten Nistkasten direkt unter dem Giebel verschwand. Kurz darauf folgte ein weiterer Segler in den selben Nistkasten. Offensichtlich hatte ein Pärchen den Nistkasten schon im zweiten Jahr nach dem Aufhängen angenommen. Bei anderen Seglerfans, die nach der selben Methode vorgegangen sind, hat es bis zu acht Jahren gedauert, bis sie endlich erfolgreich waren. Ab diesem Tag konnte ich regelmäßig beobachten, wie die beiden Segler meist kurz vor Einbruch der Dunkelheit zum Übernachten in den Nistkasten einflogen. Nun hoffte ich natürlich, dass das Pärchen vielleicht noch in diesem Jahr eine sogenannte Spätbrut beginnen würde.

Bruterfolg noch in diesem Jahr?
Die Hoffnung, dass es noch klappen könnte, wurde dadurch bestärkt, dass ich nicht nur abends Einflüge sehen konnte, sondern auch immer öfter am Tage. Das sprach dafür, dass die beiden mit dem für Mauersegler aufwendigen Nestbau begonnen hatten.

Nach zwei Wochen konnte ich des öfteren nur noch einen Segler fliegen sehen. Der andere schien offensichtlich zu brüten. Mit den Mauerseglerrufen von der CD habe ich weiterhin versucht, andere Mauersegler anzulocken, was nach Meinung anderer Mauerseglerfans für ein Brutpaar nicht störend ist. Das gelang, denn in diesem Jahr flogen bereits bis zu sieben Segler ums Haus und auf die Nistkästen zu. Wie im Vorjahr haben sich Mauersegler an die Öffnungen der Nistkästen gehängt. Anfang Juli konnte ich dann wieder beide Segler regelmäßig bei Einflügen beobachten. Offenbar hatten sie Nestlinge, die gefüttert wurden.

Ab Mitte Juli konnte ich, nachdem einer der Altvögel in den Nistkasten eingeflogen war, ein leises Fiepen hören. Nun war es klar, dass sich mindestens ein Junges im Kasten befindet. Das Fiepen wurde von Tag zu Tag lauter und ich meinte hören zu können, dass es mindestens zwei Jungvögel sein mussten. Anfang August waren die Mauersegler aus dem Innenstadtbereich bereits verschwunden. Ihre Jungen waren bereits ausgeflogen. Bei mir am Haus jedoch fütterte das Brutpaar fleißig weiter und das bis zum 26. August. An diesem Tag habe ich sie das letzte Mal einfliegen sehen. Danach waren auch sie verschwunden. Ich bin später die Leiter hoch gestiegen, um nachzusehen, wie es im Inneren des Nistkastens aussieht. Bei der Kontrolle sah ich in der hintersten Ecke ein kleines und flaches napfartiges Nest. Von den Jungvögeln gab es keine Spur auch war kein totes Küken zu finden. Sie waren offensichtlich erfolgreich ausgeflogen.

Da Mauersegler ausgesprochene Koloniebrüter sind, wünschte ich mir, dass sich weitere Paare unter meiner Giebelspitze ansiedeln. Inzwischen habe ich die Zahl der Nistmöglichkeiten von vier auf acht erhöht.

2009 - Warten auf die Rückkehr
Nachdem sich im Jahr 2008 das erste Mauerseglerpaar in einem der acht Nistkästen im Giebel meines Hauses niedergelassen und erfolgreich Junge großgezogen hatte, hoffte ich im Frühjahr, dass die beiden Brutvögel heil und gesund aus ihrem Überwinterungsgebiet zurückkehren. Am 05. Mai sah ich die ersten Rückkehrer über der Innenstadt kreisen. Am 07. Mai konnte ich mit Freude beobachten, wie gegen ca. 18 Uhr ein Mauersegler in den im Vorjahr besetzten Nistkasten in der bekannten rasanten Weise zielsicher einflog. Vier Tage später flog auch der zweite Segler in den selben Kasten ein. Das Pärchen war somit wieder komplett.

Ansiedlung weiterer Brutpaare?
Auch in diesem Jahr habe ich Mauersegler - Duettrufe abgespielt, um brutwillige Mauersegler anzulocken. Weder meine Nachbarn noch das etablierte Seglerpaar schienen sich daran zu stören. Meine Hoffnung, dass sich in diesem Jahr weitere Mauerseglerpaare an meinem Hausgiebel ansiedeln würden, wurde nicht enttäuscht. Am 13. Mai konnte ich das erste Mal beobachten, wie ein weiteres Pärchen einen der acht Nistkästen angenommen hatte und seitdem regelmäßig darin übernachtete. Am 22. Mai wurde ein weiterer Kasten von einem dritten Paar angenommen. Ich konnte feststellen, dass jetzt eine gewisse Eigendynamik eingesetzt hatte. Die vorhandenen Paare wirken auf andere (Nistplatz suchende) Mauersegler sehr anziehend. Der Einsatz der CD-Lockrufe wird damit nach und nach immer überflüssiger. Am 16. Juli ist ein vierter Nistkasten von einem weiteren Paar in Besitz genommen worden. Auch dieses Paar übernachtete regelmäßig in diesem Kasten, ohne jedoch zu brüten.

Ein voller Erfolg!
Zu meiner großen Freude brüteten die drei anderen Paare alle erfolgreich und aus drei Nistkästen sind mindestens je zwei Jungvögel ausgeflogen! An einigen warmen Sommertagen konnte ich bei den Flugspielen (sogenannte 'screaming - parties') bis zu zwölf Mauersegler um meine Hauskolonie fliegen sehen. Es boten sich mir und auch meinen nun sehr interessierten Nachbarn beeindruckende Flugschauen. Wenn die Segler haarscharf an den bereits besetzten Nistkästen vorbei sausen, kann man es sogar deutlich hören. Sie scheinen die Luft regelrecht zu durchschneiden.

Ein ganz besonderes Ereignis war es für mich, kurz vor Eintritt der Dunkelheit zu beobachten, wie die acht Brutvögel fast zeitnah in ihre Kästen einflogen. Wenn der zweite Brutvogel einfliegt, wird dieser vom seinem bereits eingeflogenen Partner laut begrüßt und er oder sie antwortet prompt. So konnte ich leicht verfolgen, ob sich schon beide im Kasten zum Übernachten eingefunden haben. Flog ein Vogel ein und blieb stumm, hieß das, der Partner ist noch in der Luft.

Aber nicht nur drei Mauersegler haben in diesem Jahr im Giebel erfolgreich gebrütet. In einem Nistkasten haben sich Feldsperlinge niedergelassen und ihre Jungen in direkter Nachbarschaft der Segler problemlos großgezogen. Insbesondere Sperlinge und Stare sind für „wohnungssuchende“ Segler sehr wichtig. Da die Nistplatz - Anforderungen dieser Arten als Höhlenbrüter sehr ähnlich sind, dienen insbesondere Sperlinge für Mauersegler als „Zeigervögel“ für geeignete Brutplätze.

Das Ende der Brutsaison
Am 4. August hat sich bei mir das erste Mauerseglerpaar auf den Weg nach Afrika aufgemacht. Am 7. und 9. August folgten zwei weitere Paare. Am 11. August war auch der letzte Segler abends nicht mehr zum Übernachten eingeflogen. Die kurze Saison ging somit zu Ende.

Kontakt
Stefan Heuseler
Heimkehrestraße 13
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