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Jetzt Mitglied werden!Ausstellung im Wattwurm
Entdecken und Erleben


Seit dem Frühjahr 2007 können sich Besucherinnen und Besucher des Meldorfer Speicherkoogs in der NABU Nationalparkstation Wattwurm im Kreis Dithmarschen auf über 80 m² Fläche über die Arbeit des NABU und den Naturschutz vor und hinter dem Deich informieren. Der Meldorfer Speicherkoog mit den Naturschutzgebieten "Kronenloch" und "Wöhrdener Loch" bietet eine erstaunliche Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume: Süße, brackige und salzige Gewässer mit Flachwasserzonen und Schlammbänken, beweidetes und unbeweidetes Grünland, Weiden- und Sanddorngebüsche, ausgedehnte Schilfwälder und Salzwiesen - Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Vor dem Deich leben Arten, die auf unterschiedliche Weise an den speziellen Lebensraum angepasst sind. Seit langem vom NABU betreut, findet sich im Dithmarscher Wattenmeer auch die Vogelinsel Trischen. Tiere und Pflanzen mit ihren besonderen Lebensweisen, aber auch die notwendigen Schutzmaßnahmen informativ, kurzweilig und interaktiv darzustellen ist Gegenstand der Ausstellung. Sie wurde von der Kieler Grafikerin Marion Jahnke designed und von NABU und Nationalpark-Service inhaltlich betreut. Zahlreiche Fotografen haben ihre hervorragenden Bilder kostenfrei für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Schwerpunkte der großzügig gestalteten Ausstellung sind die Naturschutzkonzepte „Natur Natur sein lassen“, wie sie im NSG Kronenloch und im Wattenmeer-Nationalpark im Sinne der Nationalparkidee gelten, und „Naturmanagement“, wie es im NSG Wöhrdener Loch für das Wohl der Wiesenvögel praktiziert wird.
Naturschutzgebiete im Speicherkoog
Binnendeichs befinden sich zwei große vom NABU betreute Naturschutzgebiete mit eigenem Reiz und eigener Geschichte: Mit der Unterschutzstellung größerer Flächen im 1978 eingedeichten Koog stellte sich die Frage, wie die Flächen am Besten für den Naturschutz herzurichten sind. Das Ergebnis: Während für das Kronenloch die „natürliche Entwicklung“ als Ziel definiert wurde, sollte das Wöhrdener Loch zum „Küsten- und Wiesenvogelschutzgebiet“ werden.
Der Meldorfer Speicherkoog ist heute als Brut-, Mauser- und Rastgebiet von Bedeutung für viele, darunter seltene Vogelarten. Durch seine Lage direkt am Rande des Wattenmeer-Nationalparks, aber auch durch die Vielfalt an Lebensräumen und die weitgehende Ungestörtheit weiter Flächen ist der Speicherkoog für viele Vögel attraktiv - ein Erfolg des Naturschutzes.
Wer aufmerksam das NSG Kronenloch beobachtet, erlebt hier Unerwartetes: Strandkrabben huschen durchs Wasser, Wattwurm und Scholle sind im Schilf heimisch. Ergebnis einer künstlich gesteuerten Tide: Je nach Wasserstand tauchen Schlammbänke auf und verschwinden - Rast- und Nahrungsflächen für zahlreiche Watvögel.
Die offene Weidelandschaft bietet im NSG Wöhrdener Loch einer Vielzahl von angepassten Vogelarten einen idealen Lebensraum. Wiesenvögel wie Kiebitz, Uferschnepfe, Feldlerche oder Rotschenkel finden hier ein akzeptables Auskommen. Mit der Zeit setzten sich jedoch trotz Schafbeweidung Röhrichte und Weidengebüsche durch. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, übernehmen nunmehr zusätzlich Konik-Pferde und Galloways die Landschaftspflege. Zudem werden Teilflächen regelmäßig gemäht, um sie für Wiesenvögel wieder interessant zu machen.
Naturschutz-Management und Erfolgskontrolle
Um den Erfolg von Schutzmaßnahmen und das Voranschreiten der Entwicklung zu dokumentieren, sind regelmäßige Kontrollen und Datenerhebungen notwendig. Dieses Monitoring ermöglicht langfristige Veränderungen festzuhalten und auszuwerten, um daraus Maßnahmen abzuleiten. Im Speicherkoog werden durch den NABU neben jährlichen Brutbestandserfassungen in vierzehntägigem Wechsel Springtidenzählungen durchgeführt.
Die Zählungen dokumentieren nun die Geschichte des Managements. Nach der Eindeichung stieg im NSG Wöhrdener Loch die Zahl der brütenden Vogelarten deutlich an. Wenige Jahre nach der Eindeichung brüteten hier 15, bis 1991 schon 28 Brutvogelarten, nach 2000 liegen für mindestens 53 Arten Bruthinweise vor. Vor allem schilf- und gebüschbewohnende Arten sind neu eingewandert.
Durch regelmäßige jährliche Kontrollen des Brutbestandes im Wöhrdener Loch ließ sich jedoch erkennen, dass die Brutbestände der Wiesenvögel entgegen dem Schutzziel in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen hatten. Die Analyse zeigte, dass mit einer Schafbeweidung allein das Ziel des Erhalts einer offenen Landschaft - Voraussetzung dafür, dass sich Wiesenvögel hier wohlfühlen - wohl nicht allein erreichbar ist. Als Konsequenz wurde in den letzten Jahren die Beweidungsdichte mit Schafen erhöht und zusätzlich Galloways und Konik-Pferde gehalten. Außerdem wurde auf einigen Flächen das sich ausbreitende Schilf großflächig gemäht. Die Zukunft wird zeigen, ob dies allein ausreicht, den Bodenbrütern zu helfen. Gegebenenfalls müssen auch weitere Faktoren wie Salzgehalt, Nährstoffbilanz und Wasserstände mit in die Betrachtung einbezogen werden. Einen Einfluss auf die Brutbestände haben zudem Füchse und andere Prädatoren.
Nationalpark: Verborgene Schätze im Watt
Goldbraune Beläge auf dem Wattboden sind der Anfang jeden Lebens im Watt. Pflanzen sind es, auch wenn es nicht so aussieht. Mikroskopisch klein und massenhaft stellen einzellige Algen die Nahrungsgrundlage für viele Pflanzenfresser. Die lichthungrigen Winzlinge leben auf dem Wattboden oder sie schweben als Plankton im Wasser. Zweimal am Tag fällt der Meeresboden trocken, die Gezeiten steuern den Takt des Lebens im Watt. Trockenfallen, Süßwasser als Regen, Gluthitze im Sommer, Frost im Winter und bewegter Untergrund: wer hier lebt, kann viel vertragen. Die Tiere des Watts sind an diese extremen Lebensverhältnisse angepasst. Krebse, Würmer, Schnecken und Muscheln graben sich meist ein und sind so für den unbefangenen Beobachter zunächst unsichtbar.
Vögel wissen das Watt zu schätzen. Von den kleinen Alpenstrandläufern bis zu den großen Silbermöwen, allen ist der Tisch reich gedeckt. Das dichte Nebeneinander der Brutlebensräume im Vorland und Dünen, auf Stränden und Primärdünen und den Nahrungslebensräumen in den Salzwiesen, im Watt und im Wasser sorgt dafür, dass fast 30 Arten von Brutvögeln ohne großen Energieaufwand Nahrung für sich und ihren Nachwuchs finden. Das Wattenmeer ist das bedeutendste Rastgebiet für Küstenvögel in Mitteleuropa.
Für Wat- und Wasservögel, die hoch im Norden brüten, ist das Wattenmeer das international bedeutendste Rast- und Überwinterungsgebiet. Zwischen den Brutgebieten von Grönland im Westen und Sibirien im Osten bis zu den Überwinterungsplätzen an der Westküste Afrikas ist das Watt die zentrale Drehscheibe für den ostatlantischen Vogelzug. Über 10-12 Millionen Zugvögel machen alljährlich Station im gesamten Wattenmeer, um sich hier die Fettreserven für ihren anstrengenden Langstreckenflug anzufressen.
Trischen - Perle im Nationalpark
Die Wattflächen im südlichen Nationalpark erfüllen für die Massenmauser der europäischen Brandenten wichtige Voraussetzungen. Die Störungsruhe dieser küstenfernen Gebiete und der Nahrungsreichtum sind die wichtigsten. Mit dem auflaufenden Wasser der Flut lassen sich die flugunfähigen Enten über viele Kilometer über die Watten driften. Sie gründeln dabei im flachen Wasser nach Muscheln, die sie durch Trampeln aus dem Boden spülen. Bei Ebbe sind aus der Luft tausende von Trampelkuhlen zu entdecken.
Über die Jahre haben sich die Hauptmausergebiete verlagert. Vom niedersächsischen Knechtsand westlich der Elbmündung bis 1979 wurde dann das Hauptmausergebiet in den 80er Jahren auf die Wattflächen um Trischen verschoben. Seit 1992 werden die meisten mausernden Brandenten weiter südlich in den Prielsystemen Schatzkammer und Klotzenloch in der nördlichen Elbmündung gezählt.
Im Gegensatz zu den nordfriesischen Inseln entstand die vom NABU betreute Vogelinsel Trischen allein aus Sandbänken und aufgewehten Dünen. Sie verändert bis heute ständig ihre Gestalt und wandert jährlich etwa 30-35 Meter nach Osten. Nicht nur die Verlagerung von West nach Ost ist typisch für Trischen, sondern auch die damit verbundene Veränderung der Größe und Höhe über dem Wasserspiegel. Anfang des 18. Jahrhunderts soll es auf großer Fläche Vegetation und sogar Dünen gegeben haben, Mitte des Jahrhunderts scheint die Insel wieder zur Sandbank geworden zu sein. Mitte des 19. Jahrhunderts wird wieder von erneuter Pflanzenansiedlung und Dünen berichtet, drei verschiedene Sandbänke waren zusammengewachsen und hatten so den Ausgangspunkt für die spätere Insel Trischen gebildet. Historische Karten zeigen die rasante Veränderung, die die dauerhafte Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung verhinderten.
Die Nationalparkidee
Als im 19. Jahrhundert Landvermesser im amerikanischen Westen die Geysire von Yellowstone entdeckten, wollten sie diese faszinierende Naturlandschaft unberührt lassen. 1872 wurde Yellowstone vom amerikanischen Kongress zum ersten Nationalpark der Welt erklärt. Die Idee eine Landschaft, von Menschen unberührt, nur dem Regime der Natur zu überlassen, hat sich seitdem mit über 3970 Nationalparken über den ganzen Globus verbreitet. Großräumige Wildnis in einer überwiegend vom Menschen geprägten Kulturlandschaft zu erhalten, ist im dicht besiedelten Europa besonders schwierig.
Mit 4.410 km² ist das Wattenmeer zwischen dänischer Grenze und der Elbmündung in Mitteleuropa ein sehr großes Stück Wildnis, das 1985 zum Nationalpark erklärt wurde. Kaum beeinflusst vom Menschen dürfen hier Tiere und Pflanzen wachsen und sich fortpflanzen, dürfen Sandbänke wandern und Gezeitenströme neue Wege durch das Watt graben. Manche Tierarten werden seltener, andere werden neu entdeckt. Natur bleibt Natur, der Mensch soll hier nicht gestalten, er ist eingeladen den ständigen Wandel zu beobachten und zu erleben.