Warum zählen wir Pflanzen und Tiere?
Monitoring im Katinger Watt



Vorgänge in der Natur zeichnen sich durch eine hohe Dynamik aus. Das "Leben" ist immer auch verbunden mit Bewegung, mit Veränderung. Von diesem dynamischen Miteinander hängen alle Naturabläufe ab, so auch das Leben des Menschen.
Viele Naturvorgänge, wie etwa das Wachsen eines Baumes, verlaufen aber so langsam, dass es dem Menschen schwer fällt in seiner Lebensspanne diese Entwicklungen zu erkennen - und bei bedrohlichen Situationen zielgerichtet zu entscheiden (denken Sie an Stichworte wie "Ozonloch", "Klimaveränderung"). Ein Ziel von Umweltbeobachtungen ("Monitoring") ist es, auch langjährige Naturvorgänge zu beschreiben.
Stirbt eine Tierart aus oder schwankt ihr Bestand nur kurzfristig? Wo liegen die Gründe für diese Veränderungen? Wie kann ich ungünstigen Entwicklungen entgegenwirken? Gerade an einem Naturraum wie dem eingedeichten Katinger Watt werden die langfristigen, vielfältigen Veränderungen einer Landschaft deutlich.
Die Eidermündung war früher eine weiträumige, amphibische Landschaft, geprägt von den Überschwemmungen des Flusses, hohen Grundwasserständen und der Nähe zum (salzigen) Wattenmeer. Der Mensch konnte in dieser Landschaft nur behutsam und naturschonend arbeiten. Noch heute prägen Viehweiden und Mähwiesen große Teile Eiderstedts.
Mit Eindeichung und Entwässerung begann der Mensch die Marschen an der Eider so zu verwandeln, dass heute selbst flussnahe Flächen ackerbaulich genutzt werden können. Überschwemmungen des Flusses wurden aus der Landschaft verbannt, die Eider und ihre Nebenflüsse bekamen enganliegende Deiche. Für die Pflanzen- und Tierwelt hatte dieser Wandel gravierende Folgen.
Nicht wenige der Organismen konnten sich an die Menschen gemachten Veränderungen nicht anpassen und wurden selten (Kampfläufer, Bekassine) oder starben aus (Stör), andere profitierten vom Nahrungsreichtum einer modernen Agrarlandschaft (Möwen, Krähen). Im Rahmen eines Monitorings wird die Natur, werden die Pflanzen und Tiere, vom Menschen genutzt, um Vorgänge in seiner Umwelt erkennen zu können.
Solche Anzeiger werden Indikatoren genannt, in diesem Fall "Bioindikatoren". Vögel stehen seit vielen Jahren im Dienste des Menschen - auch als eine Art Messinstrument für die vom Menschen verursachten Veränderungen in der Natur.
Im Katinger Watt und in vielen anderen Naturschutzgebieten an der Nordseeküste werden seit vielen Jahren die Pflanzen und Tiere beobachtet, von Naturschutzorganisationen wie dem NABU - letztendlich sind dies aber naturbegeisterte Personen, die in ihrer Freizeit Vögel zählen, Laichgewässer von Fröschen erfassen, Pflanzen bestimmen oder unseren Kindern den Umgang mit der Natur erklären.
Das Naturzentrum sammelt aber auch Ihre Naturbeobachtungen und fügt diese vielen Mosaiksteinchen zu einem Bild zusammen. Sie helfen so mit, dieses Naturgebiet zu verstehen, zu erhalten und zu pflegen. Ihre Beobachtungen zählen!