Zur Brutbiologie des Kiebitzes
Diplomarbeit dokumentiert wichtige Ergebnisse des Biotop-Managements


Dokumentation des Brutgeschehens
Die vorliegende Arbeit dokumentiert Daten zum Brutgeschehen des Kiebitzes in drei geschützten Grünlandgebieten der Eidermündung/Schleswig-Holstein. Diese werden gezielt in Hinblick auf den Wiesenvogelschutz bewirtschaftet und entwickelt. Bei den Untersuchungsflächen handelt es sich um die Eiderdammflächen im Katinger Watt, das NSG "Grüne Insel mit Eiderwatten" und das NSG "Oldensworter Vorland" mit einer Gesamtgröße von 376 ha.
Anhand brutbiologischer Daten wurden die drei Gebiete untereinander und mit Literaturwerten anderer Grünlandgebiete verglichen. Im Zeitraum von Ende März bis Mitte Juni 2006 konnten insgesamt 356 Kiebitzgelege markiert und 1307 Eier vermessen werden.
Hohe Siedlungsdichten
Mit Hilfe der Revierkartierung konnten hohe Siedlungsdichten von 14,0 Rp./10 ha Eiderdammflächen), 19,2 Rp./10 ha (Grüne Insel) und 10,8 Rp./10 ha (Oldensworter Vorland) belegt werden. Von den untersuchten Gelegen wurden 229 Gelege erfolgreich bebrütet.
Der durchschnittliche Schlupferfolg (nach MAYFIELD 1975) lag bei 45 Prozent. Die Schlupferfolge variierten zwischen und innerhalb der Untersuchungsgebiete zwischen 16 und 76 Prozent.
Maßgeblich konnten hierfür die unterschiedlichen Verlustwahrscheinlichkeiten durch Prädation verantwortlich gemacht werden. Gelegeverluste durch Viehtritt, durch Brutaufgabe oder durch Überschwemmung nach heftigen Regenfällen waren hingegen gering. Die mittlere Gelegegröße betrug 3,79 Eier pro Gelege, ein mit der Literatur vergleichbarer Wert.
Die mittlere Anzahl Küken pro Familie blieb innerhalb verschiedener Alterstufen (1-10, 11.20 und >20 Tage) mit 2,5, 2,5 und 2,0 Küken/Fml. weitgehend konstant.
Berechnung des Legetags
Um Aussagen über den zeitlichen Verlauf der Eiablage machen zu können, wurde eine neue Methode für den Kiebitz entwickelt, um anhand der Masse und des Volumens der Eier, den Legetag errechnen zu können.
Die Legeperiode variierte in den Untersuchungsgebieten zwischen 60 und 80 Tagen. 50% der Gelege wurden im ersten Drittel der Brutsaison produziert.
Konditionelle Verfassung
Über biometrische Daten der Eier wurden Rückschlüsse auf die konditionelle Verfassung der Kiebitzweibchen gezogen. Auch hier konnten signifikante Unterschiede zwischen den drei Untersuchungsgebieten gefunden werden. Diese wurden u.a. auf die unterschiedliche landwirtschaftliche Nutzung (Mähwiesen und Weiden) der untersuchten Flächen zurückgeführt.
Die Kondition war bei auf Mähwiesen brütenden Weibchen signifikant besser, als bei Weibchen die auf Tierweiden brüteten. Gleichzeitig wurden die Mähwiesen früher besiedelt. Die Kondition der Altvögel nahm im Verlauf der Brutsaison stetig ab. Ein Unterschied der Eigrößen verschiedener Gelegegrößen konnte nicht gefunden werden. Randbereiche der Untersuchungsgebiete, die sich im Einflussbereich von Straßen oder Baumreihen befanden, wurden von den Kiebitzen später besiedelt. Die Kondition der adulten Weibchen war umso besser, je größer der Abstand der Gelege zu Straßen bzw. Baumreihen war.