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Jetzt Mitglied werden!Die Zeit der Flurbereinigung
Knickvernichtung - ganz offiziell

Seit 1935 unter Schutz
Als sich der Stacheldraht als Viehzaun durchsetzte, verloren die Knicks eine wesentliche Zweckbestimmung. Auch wenn sie ihre Aufgaben als Brennholzlieferanten und Windschutz beibehielten, wurde das Knicknetz bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hier und da ausgedünnt. So musste bereits 1935 eine Wallheckenverordnung Beseitigung und Beschädigung von Knicks verbieten. 1973 wurde der Knickschutz in das Landschaftspflegegesetz, der Vorläufer des heutigen Landesnaturschutzgesetzes, aufgenommen.
Flurbereinigung
Dennoch wurde gerade zu dieser Zeit das Knicknetz angegriffen wie nie zuvor. Die Rationalisierung in der Landwirtschaft, erkennbar am Einsatz immer größerer Maschinen und Einsparung an Personal, verbunden mit dem Druck zur Betriebsvergrößerung und der Zusammenlegung kleinerer Parzellen zu großflächig bewirtschaftbaren Einheiten, führte zur Flurbereinigung. Darunter verstand man die Neuordnung des ländlichen Grundbesitzes zur Verbesserung der Produktionsbedingungen.
In den behördlich geleiteten Flurbereinigungsverfahren der 1960er und 1970er Jahre, teilweise auch noch in späterer Zeit, wurden die Felder zugunsten großer Schläge zusammengelegt und bestehende Feldwege verbreitert. Dies führte zur Reduzierung der zumeist als Bewirtschaftungshindernisse wahrgenommenen Knicks, allen offiziellen Bekundungen zum Trotz. Zwar hieß es von Seiten der staatlichen Flurbereinigungsbehörden, für gerodete Knicks würde Ersatz geschaffen. Doch Neuanpflanzungen unterblieben in den meisten Fällen, oder es wurden Ersatz-"Knicks" als nur ebenerdige, dünne Gehölzreihen gepflanzt. Zudem verkümmerten viele Ersatzpflanzungen nach einigen Jahren mangels Pflege und wurden in die bewirtschaftete Fläche mit einbezogen.
Starker Rückgang
Als ehemaliger Mitarbeiter einer Flurbereinigungsbehörde hat Jürgen KELLERHOFF Anfang der 1980er Jahre die Knickverluste in mehreren Flurbereinigungsgebieten akribisch dokumentiert und ist zu frustrierenden Ergebnissen gelangt: Allein auf seinen Untersuchungsgebieten sind durchschnittlich nur 30 % der ursprünglich vorhandenen Knicks übrig geblieben. Dies erklärt auch, warum von historischen Knicknetz von einer Länge von über 70.000 km heute kaum mehr als 40.000 km übrig geblieben sind. Ein herber Verlust für unsere Natur, aber auch ein kultureller Verlust für uns alle!
ILu akt. 14. November 2013