Elbe-Naturschutzgebiete mit Öl verseucht
Schiffsunfall bei Geesthacht offenbart Hilflosigkeit der Behörden

17. Juli 2008: Auf der Elbe bei Geesthacht sind am gestrigen Mittwoch in den frühen Morgenstunden das Tankschiff "Undine" und der Schüttgutfrachter "Aldebaran" zusammengestoßen. Dabei wurde der Tanker seitlich ausgeschlitzt. Als Folge des Unfalls gelangten aus einem 30 bis 40 Meter großen Riss nach letzten Schätzungen rund 120.000 Liter Diesel in den Elbstrom. Die Strömung und die Gezeiten verteilten den für die Umwelt giftigen Treibstoff auf einer Flusslänge von rund 20 Kilometern an den Ufern.

Auch in den Pionierröhrichten der Schutzgebiete "Altengammer Vorland" und "Zollenspieker" schwimmt das Öl. (Foto: Thomas Behrends)
Die NABU-Mitarbeiter Hans Ewers und Thomas Behrends waren bereits seit dem frühen Morgen vor Ort und konnten das Geschehen beobachteten. Dabei stellten sie fest., dass die Ufervegetation und offene Schlickflächen der Naturschutzgebiete "Altengammer Vorland" und "Zollenspieker" nun in weiten Abschnitten auf einer Breite von mehreren Metern mit Öl verseucht sind. Besonders betroffen ist damit der Lebensraum für Nahrung suchende Kiebitze, Große Brachvögel, Flussuferläufer und zahlreiche weitere Vogelarten.
Der Dieselkraftstoff verklebt zwar nicht wie Schweröl das Gefieder. Beim Putzen nehmen die Vögel aber die giftige Substanz auf. Fische, die in der Elbe am Grund leben, sind voraussichtlich nur gering betroffen, da wirksame Ölkonzentrationen nur für kurze Zeit und meist nur an der Wasseroberfläche erreicht werden. Allerdings werden Fische und Jungtiere, die sich in der Nähe der Wasseroberfläche befinden, empfindlicher auf den Diesel reagieren. Schäden sind vor allem an Pflanzen, Algen und Plankton zu erwarten. Kurzfristig kann es zu erheblichen Bestandsverlusten kommen.
Nach Ansicht des NABU offenbart der Vorfall eklatante Mängel in der Gefahrenbekämpfung. Weitgehend ungehindert bewegt der Tidefluss bislang den Diesel die Elbe auf- und abwärts. Der Plan der Behörden, in Oortkaten auf den Ölteppich zu warten, dokumentiert deren Hilflosigkeit. Stundenlang gab es vor Ort keine erkennbaren Aktivitäten zur Eindämmung des Schadens.
Für die Einsatzkräfte sei ein solcher Einsatz größtenteils Neuland, gestand Hamburgs Feuerwehrsprecher Peter Braun gegenüber der Deutschen Presseagentur ein. Man habe den Einsatz zunächst unterbrochen und wartete nun - einen Tag nach der Havarie - auf Informationen der verantwortlichen Umweltbehörde: "Man muss uns sagen, welche Strategie verfolgt werden soll".
Die bisher ausgebrachten Ölsperren erwiesen sich nach NABU-Beobachtung trotz guter Wetterbedingungen und derzeit geringer Strömungsgeschwindigkeit der Elbe vielfach als nutzlos und rissen. Offenbar fehlt ein effektives Krisenmanagement mit einer klaren Aufgabenzuweisung vor Ort, die notwendige Ausrüstung zur Ölbekämpfung und eine effektive länderübergreifende Notfall-Abstimmung zwischen Hamburg und Kiel.
Angesichts der bislang ökologisch bedeutsamsten Schiffskatastrophe in diesem Elbabschnitt fordert der NABU eine lückenlose Aufklärung, eine Analyse der Ursachen und Folgen der Havarie. Vor dem Hintergrund steigender Schiffszahlen und der weiteren Vertiefung der Elbe, die das Risiko ansteigen lassen werden, ist die offensichtliche Hilflosigkeit der Behörden bei der Gefahrenbekämpfung nicht tolerierbar.
Medienkontakte:
Thomas Behrends
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Ingo Ludwichowski
NABU Schleswig-Holstein
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Bernd Quellmalz
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ILu 17. Juli 2008.