Schaum am Strand und Giftgas in der See
Küsten- und Meeresnaturschutz
Schleswig-Holstein - Land zwischen den Meeren
In einem Land zwischen den Meeren stellt der Naturschutz an Nord- und Ostsee natürlicher Weise ein Schwerpunkt dar, auch wenn sich die Aktivitäten traditionell zumeist auf den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer fokussieren. Dass die Nationalparkverwaltung weitgehend unabhängig bleibt, ist als positives Beispiel für einen persönlichen Einsatz des Ministers und vor allem seines Staatssekretärs Ernst-Wilhelm Rabius zu werten. Beide haben sich unmissverständlich gegen Bestrebungen, den Nationalpark in regionale Trägerschaft zu stellen, verwahrt. Der Eingliederung von Nationalparkverwaltung und Küstenschutz in ein gemeinsames Amt steht allerdings noch die Bewährungsprobe bevor.
Berliner Aufruf bleibt inkonsequent
Im November 2006 wurden - initiiert vom schleswig-holsteinischen Minister - Forderungen zum Meeresschutz als "Berliner Aufruf" formuliert, die einen engagierten Meeresschutz in die EU-Meeresstrategie einbringen sollten. Grundsätzlich ist dieser Aufruf zu begrüßen. Man musste aber verwundert zur Kenntnis nehmen, dass zwei der größten Probleme, die europaweit verfehlte Fischereipolitik und die überwiegend durch die Landwirtschaft verursachte Eutrophierung der Meere, nicht benannt wurden. Nach Informationen des NABU hätte das Entwurfspapier bei einer Erwähnung dieser kritischen Punkte das MLUR wohl nicht verlassen. In der Sache konsequent kritisieren zahlreiche Pressemitteilungen und Stellungnahmen des MLUR zwar die Überfischung etwa im Bereich der Ostsee durch östliche Anrainerstaaten wie Polen. Mögliche Anteile der deutschen Ostseefischerei am Gesamtproblem werden hingegen eher als Marginalie dargestellt und erste zögerliche Vorschläge der EU zur Stabilisierung der stark bedrohten Fischbestände sogar stark angegriffen.
Schutz des Schweinswals bleibt ministerielles Stiefkind
Äußerst unglücklich und unverständlich bleibt aber die Zurückhaltung des MLUR etwa beim Schutz von Schweinswalen und in der Problematik der Altmunition. Statt das Thema offensiv für sich zu entdecken und zu begleiten, nimmt das Ministerium hier selbst gewählt nur eine Statistenrolle ein. In der Frage der Bewertung der Toxizität von Rüstungsaltlasten im Meer meinte das MLUR, sich mit Bescheinigungen zur Unbedenklichkeit profilieren zu können, löste jedoch wegen fachlich schlechter Ausführung entsprechender Untersuchungen bei Toxikologen nur Kopfschütteln aus.